In der Regel beginnen Einsteiger mit einer klassischen Redraft-Liga. Dabei wird in jeder Saison ein neues Team gedraftet. Die General Manager (GM) können ihr Team unterjährig über Trades und Spieleraquisitionen verbessern. Falls euch eine reguläre Redraft Liga zu langweilig wird, habt ihr nichts zu befürchten. Die Fantasy Football Welt bietet für jeden Geschmack die passende Alternative an. Diese alternativen Formate werde ich im Folgenden erläutern und voneinander abgrenzen.
Daily Fantasy Sports (DFS)
In diesem Fantasy Football Format draftet man täglich bis wöchentlich Spieler aus den Vollen und erstellt sein Lineup komplett neu. Es steht einem jede Woche der gesamte Spielerpool zur Verfügung. Damit ist der GM in der Lage sein Team komplett nach den aktuell besten Projections aufzubauen. Doch Vorsicht: Die Spieler sind mit Geld bewertet. Das heißt, dass die Gestaltung des Rosters nach den Values hier eine übergeordnete Rolle einnimmt. Wie ihr euer Roster zusammenstellt und welchen Contests ihr überhaupt beitreten solltet, erläutere ich bald in meinem Artikel zu Daily Fantasy Sports. In der Zwischenzeit empfehle ich euch die Upside Folge gemeinsam mit Marvin.
Meistens spielt man im DFS um Geld, weshalb es sich vor allem für Experten empfiehlt. Die beiden größten Plattformen, die DFS anbieten sind Fanduel (nicht aus Deutschland spielbar) und Draftkings. Solltet ihr in diesem Bereich zunächst etwas ausprobieren wollen bietet Yahoo Fantasy bspw. auch Head-to-Head Matchups. Dort bekommt ihr ein gutes Gefühl für das Kadermanagement im DFS.
Bestball
Im Bestball Format draftet man zu Beginn der Saison einmal das komplette Lineup. Dieses bleibt die gesamte Fantasy Football Saison genau so erhalten. Die Aufstellung wird automatisch vom System so vorgenommen, dass immer die besten Spieler des jeweiligen Kaders aufgestellt und bewertet werden. Das heißt diesem Format fehlt es an Waiver Wire Aktivitäten, Trades und dem generellen Kadermanagement. Der größte Unterschied zum Redraft Format ist daher auch, dass keine Head-to-Head Matchups erfolgen. Vielmehr sammelt ein GM alle 16 Spieltage Punkte, die am Ende des Jahres über die Platzierung innerhalb der Liga entscheiden. Am Ende gewinnt dementsprechend der GM mit den meisten Punkten.
Redraft
Der Klassiker unter den Fantasy Football Ligen. Einer Umfrage von Upside, dem Fantasy Football Podcast nach, bevorzugen dieses Format rund 85% der Befragten. Hier draftet man zu Beginn der Saison (ähnlich des Bestballs) ein Lineup. Anders als beim Bestball kann dieses aber bereits nach dem Draft mittels Trades oder Waiver Wire umstrukturiert werden. Dies dient vor allem dazu Abweichungen in den Spielerleistungen berücksichtigen zu können. In der Regel verändert sich der Kader im Laufe der Saison demnach mehr oder weniger stark. Ihr gewinnt eure Liga nicht beim Draft, sondern mittels eines gut durchdachten Kadermanagements am Waiver Wire und mit Trades. Zu jeder neuen Saison folgt ein neuer Draft (Redraft) und das Roster kann mitunter komplett wechseln.
Keeper
Hier spielt man die Saison exakt so wie im Redraft Format, darf in der folgenden Saison jedoch einen bis n Spieler behalten. Üblicherweise richtet sich der sogenannte “Keeper” nach dem Draftpick des Vorjahres. Draftet man beispielsweise Jonathan Taylor in Runde 10, verliert man im darauffolgenden Jahr für Jonathan Taylor als Keeper den Pick in der zehnten Runde. 2018 konnte man so einen heftigen Steal mit Nick Chubb landen. Dieser ging im Fantasy Football teilweise undraftet, wurde im Jahr 2019 aber als 1st Round Pick gedraftet. Nick Chubb als 1st Round Pick konnte 2019 dann zum Preis eines 15th Round Pick gehalten werden. Folglich kann man in diesem Format echte Diamanten in späteren Runden finden.
Bei diesem Format zahlt sich vorausschauendes Denken und eine gute Informationslage über die Draft Prospects aus. Dennoch sollte man dieses Format am Draft Day so behandeln, wie ein Redraft Format. Ausnahmen sind verletzte Spieler, die im kommenden Jahr vermutlich in den ersten Runden gepickt werden. Ich habe beispielsweise 2018 Derrius Guice mit meinem letzten Pick erhalten. Diesen habe ich das komplette Jahr auf IR geparkt. Wie diese Geschichte geendet ist (letztes Jahr erneut verletzt), zeigt wie wichtig es ist, auch im Keeper Format am Draft Day den Redraft Charakter in den Vordergrund zu stellen.
Dynasty
Anders ist es beim Dynasty Format. Hier sollte vorausschauendes Denken und Handeln im Vordergrund stehen. Mit rund 84% ist Dynasty das zweitbeliebteste Fantasy Football Format unter den Upside Hörern (nur Redraft und Dynasty kamen über 21% hinaus). Bei diesem Format darf man entgegen der Keeper-Ligen nicht nur bestimmte Spieler behalten. Man simuliert hingegen die NFL dahingehend, dass es einmalig vor der ersten Saison einen Startup Draft gibt und daraufhin alle Spieler im Kader behalten werden. Im zweiten Jahr folgt dann nur noch ein Rookie Draft. Im Rookie Draft wird in linearer Reihenfolge analog des NFL Drafts gepickt.
In diesem Format ist es wichtig sich detailliert mit den Karriereverläufen und den Lebenszyklen der Positionsgruppen zu beschäftigen. Welche Spieler lohnen sich, wenn sie jung sind? Wie muss ich diese mit älteren Veterans paaren? Wann laufen Verträge von Spielern aus? Auf diese und weitere Fragen müssen die GM Antworten liefern. Running Backs (RB) haben ihren Höhepunkt meistens vor ihrem 27. Lebensjahr. Demnach macht es beispielsweise Sinn junge RBs zu draften und diese mit älteren Wide Receivern wie Julio Jones zu paaren. Des Weiteren ist die Vertragssituation ein wichtiger Faktor. Kenyan Drake, der letzte Saison seinen Ausbruch zu haben schien, spielt derzeit unter dem Transition Tag. Das heißt er muss nächste Saison einen neuen Vertrag erhalten. Ebenso geht es Spielern wie Leonard Fournette. Ob dies positiv oder negativ in die Bewertung der Spieler einfließt, obliegt jedem GM individuell.
Für eine Analyse des Dynasty Rookie Drafts und der Lebenszyklen von Spielern empfehle ich meinen Artikel zu Rookie Draft- und Lifecycle Values.
Contract/Salary Cap
Dieses Format ist einer der Exoten in der Fantasy Football Welt. Meistens scheitern diese Formate daran, dass wenige oder keine geeignete Plattform bestehen, die komplexe Sachverhalte abbilden kann. Ähnlich der Dynasty Liga spielt man in einer Contract/Salary Cap Liga jahresübergreifend. Dieses Format ist allerdings noch realitätsnaher, da den Spielern Verträge und damit Vertragswerte zugewiesen werden. Dabei muss der GM seinen Kader innerhalb des vereinbarten Cap Spaces (analog der NFL) zusammenstellen. MyFantasyLeague bietet beispielsweise die Möglichkeit dies rudimentär abzubilden. Ich habe gemeinsam mit der Upside Community dieses Jahr eine Liga gegründet, welche die Verträge nach Garantien und Base Salary aufteilt. Diese werden bei Trades und Waiver Wire Tätigkeiten speziell und sehr komplex gehandhabt. Für solche Ligen muss man sich zumeist einer Drittlösung wie Excel behelfen. Daher empfehle ich dieses Format wirklich nur für erfahrene Hasen im Fantasy Football.
Development (Devy)
Die “Devy”-League ist ein weiterer Exot in der Fantasy Football Welt. Die Fantasy Plattform Fantrax bezeichnet dieses Format als “eine Dynasty auf Steroiden”. Die Devy League ist definitiv ein weiterer Schritt, um die Dynasty League mit Würze zu versehen. Hierbei können bereits College Spieler ins Lineup übernommen werden. Bei Anmeldung zum NFL Draft werden diese automatisch in das entsprechende Lineup berufen. Warum man sich dieses Spektakel antun sollte, erläutern wir in einer Upside Folge zu Devy Ligen:
Meines Erachtens sollte jeder Dynasty Spieler ebenfalls eine Devy oder College Fantasy Liga spielen. Der größte Vorteil dabei ist, dass man als GM im Zweifel sogar schon Highschool Recruits scouten muss um erfolgreich zu sein. Man lernt so nicht nut die einzelnen Prospects kennen sondern erhält ebenfalls ein Gefühl für die Stärke von gesamten Draftclasses. Zur Evaluierung der Draftclass helfen unsere Kollegen Jan, Julian und Thomas in der College Rubrik weiter.
Pipeline
In der oben verlinkten Folge von Upside haben wir unter Regie von Julian Barsch und Saturday Kickoff ein für uns neues Fantasy Football Format ins Leben gerufen: Die Pipeline Liga. Bei diesem Dynasty Format findet vor dem Startup Draft ein College Draft statt. Die GM können danach zukünftig pro Jahr einen Spieler ihres Colleges mit ihrem sogenannten “Pipeline Right” beanspruchen. Der College-Owner von LSU hat dementsprechend nächstes Jahr die Gewissheit Ja’Marr Chase, den vermeintlich besten Wide Receiver zu besitzen. Die Pipeline Liga erfreut sich innerhalb der Upside Community wachsender Beliebtheit. Es haben sich schon mehrere Ligen zum Nachahmen gebildet. Dies zeigt mir, dass dieses Format eine Zukunft hat und College- wie NFL-Elemente perfekt vereint.
Individual Defensive Player (IDP)
Eine Variante, welche nicht eigenständig steht, sondern in alle oben genannten Formate integriert werden kann ist die Ergänzung der IDP. Bei dieser Einstellung tauscht man die Team-D/ST gegen einzelne Spieler der Defense aus. Somit starten Defensive Tackles, Defensive Ends, Linebacker, Cornerbacks und Safeties neben den bekannten Offensive Skill Positions. Wir empfehlen dabei mit mindestens 12 IDP-Spielern zu starten. Das verhindert, dass ein einfaches Streamen der Spieler möglich ist. Die IDP Variante ist sehr polarisierend, entweder man liebt sie oder man hasst sie. Wie immer im Fantasy gilt: Spielt so, wie es euch am meisten Spaß macht. Ich für meinen Teil finde, dass IDP zwar einiges an Mehraufwand bedeutet, dem Fantasyerlebnis allerdings eine neue Komponente hinzufügt.
Als Fantasyspieler muss man sich der Defensive Schemes der Franchises bewusst sein. Spielt das Team meines Spielers in einer 3-4 oder 4-3 Base Defense? Wie oft und bei welchen Situationen wird die Base Defense durch Nickel oder Dime Packages ersetzt? Das sind Fragen, die man beim IDP beantworten muss. Der Nachteil dieser Variante ist, dass kein einheitliches Scoring Setting für IDP besteht. Man kann sich nicht nach einem Standard richten und muss bei Rankings von dritten Personen sehr aufpassen.
Für gewöhnlich gibt es drei Varianten:
- Tackle Heavy
- Balanced
- Big Play Heavy
Im IDP werden alle Aktionen der Defense Spieler bewertet. Das reicht von Sacks, über Interceptions, Touchdowns und Pass Deflections, bis hin zu Tackles. Sacks, Interceptions und Touchdowns werden dabei als “Big Plays” bezeichnet. Geben diese Big Plays 5 Punkte oder mehr und Tackles nur 1 Punkt, sprich beträgt die Ratio 5:1, dann spricht man vom Big Play Format. Geben Tackles verhältnismäßig mehr Punkte, sprich 1 Punkt und Big Plays nur 4, dann spricht man von einem ausgeglichenen Format. Beträgt die Ratio von Tackle zu Big Play sogar nur 3:1 oder weniger, dann ist es ein Tackle Heavy Format. In diesem Format werden Tackles weit höher bewertet als Big Plays. Dafür kommen Tackles natürlich weitaus öfters vor als Big Plays.
Wer sich eingehender über IDP informieren und die Variante ausprobieren möchte, findet auf der Website in den kommenden Tagen einen hervorragenden IDP-Artikel von Martin. Bei Upside werdet ihr ebenfalls fündig. Dort habe ich gemeinsam mit Club of Leagues Gründer Sebastian Uhlemann eine Folge zu IDP aufgenommen:
Besondere Formate
Neben den oben genannten Formaten und der Variante des IDP gibt es im Fantasy unzählige weitere Formate. Ich spiele derzeit beispielsweise in einer Vampire League. Dort draften 11 Spieler ganz normal und der 12. (Vampir) muss sich vom Waiver Wire bedienen um sein Team zu füllen. Jedes Mal, wenn der Vampir ein Head-to-Head Matchup gewinnt, darf er einen Spieler aus dem gegnerischen Team in seins berufen. Das Prinzip folgt dem der sogenannten “Pirate League”. Darüber hinaus gibt es College Football Fantasy als eigenständiges Format und es gibt die Option eure Ligen mit massig Würze aufzupeppen. Dazu wird demnächst noch ein eigener Artikel erscheinen!
Als Einstieg eignet sich Redraft sehr gut, doch wer möchte nach der Erfahrung einer Keeper Liga schon darauf verzichten?! Mein Rat an euch ist: Testet viele verschiedene Formate und findet das für euch am geeignetste. Mit diesem werdet ihr dann über Jahre massig Freude haben. Ich hoffe, dass ich euch einen guten Einblick geben konnte, doch wie immer im Leben gilt: Probieren geht über studieren!