“Alexander Honig droppt zurück, er wirft tief. Der Receiver ist frei. Er fängt ihn – TOUCHDOWN TCU!” Hören wir diese Worte bald aus den Mündern von Patrick Esume und Björn Werner auf Pro7 Maxx? Wer weiß. Zumindest könnte Alexander Honig der erste deutsche Quarterback werden, der für ein FBS-Collegeteam startet.
Bei seinen Körpermaßen läuft den Scouts das Wasser im Mund zusammen: Der 18-jährige, 1,96 Meter große Hühne, der mit der U16 der Schwäbisch Hall Unicorns die Deutsche Meisterschaft gewann, wurde von der amerikanischen Texas Christian University (TCU) aus Fort Worth in Texas rekrutiert und wird dort ab 2021 spielen. Angebote hatte er neben TCU von UMass und Baylor. Bei den Frogs hat Alexander Honig mit Max Duggan aktuell schon einen jungen und einigermaßen etablierten Starter als Konkurrenz auf seiner Position. Im Interview mit Lead Blogger spricht er über seine bevorstehende Zeit in Texas, seine präferierte Defense und seine Vorstellung, ein Field General zu werden.
Alexander, wie lief bei dir der Recruiting-Prozess ab? Auf welche Weise hat sich TCU um dich bemüht?
Der Coach ist durch Videos von mir auf Twitter auf mich aufmerksam geworden. Mit Brandon Collier von PPI Recruits (Spielervermittlung für europäische Spieler) und anderen Europäern war ich dann Ende Juli 2019 in Texas. Als wir bei TCU waren, habe ich direkt Offensive Coordinator Sonny Cumbie getroffen, wir haben uns unterhalten, und er hat mir die Football-Facilities gezeigt. Kurz darauf war dann das Scouting Camp von TCU, und ich konnte die Coaches von meinem Können überzeugen. Am Tag darauf bekam ich das Offer.
Bist du mit irgendwem von TCU in ständigem Kontakt? Über welche Medien läuft das ab?
Ich tausche mich ab und zu mit Spielern über Instagram aus. Mit den Coaches schreibe ich eher über Twitter. Vor allem aber bin ich in letzter Zeit öfter mit den Admissions-Verantwortlichen im Kontakt, um die formellen und schulischen Sachen zu erledigen.
Wie hälst du dich zurzeit fit?
Zurzeit arbeite ich viel an meiner Athletik, mit Krafttraining und Sprinteinheiten. Mein Ziel ist, bis Januar auf ein neues Level zu kommen, damit ich nichts aufzuholen habe und direkt durchstarten kann.
Hat die Corona-Pandemie irgendeine Auswirkung auf deine persönliche Karriere?
Sehr starke Auswirkungen hat sie nicht. Die Saison fällt für mich weg, und ich konnte nicht im Team trainieren. Mein Plan, im Januar in die USA zu gehen, scheint immer noch machbar. Dadurch, dass die Big 12 die Saison vermutlich wie gewohnt im Herbst spielen wird, denke ich, dass es keine gravierenden Folgen für mich geben wird.
Wann geht es für dich in die USA und wie wirst du da wohnen?
Ich werde im Januar nach Fort Worth gehen. Im ersten Jahr lebe ich – soweit ich weiß – auf dem Campus in den gewöhnlichen Dorms. Wie das genau aussehen wird, weiß ich noch nicht. Häufig sind es 2er-Zimmer. Nach dem ersten Jahr habe ich aber die Möglichkeit, mit Teamkollegen in Appartements oder andere Dorms zu ziehen. Ich hoffe, dass ich im Herbst einen official visit machen kann und gemeinsam mit meiner Familie den kompletten Campus und vor allem die Dorms anschauen kann.
Max Duggan hat sich 2019 als Starter festgespielt und geht jetzt „erst“ in sein Sophomore-Jahr. Wie schätzt du nächstes Jahr deine Rolle im Depth Chart ein?
Mein Ziel ist es zunächst, von den älteren Quarterbacks zu lernen. Ich denke, ich werde im ersten Jahr kaum genutzt werden, aber hoffe trotzdem, dass ich eng mit OC und QB zusammenarbeiten kann, um alles über die Offense aufzusaugen.
Wäre ein Redshirt-Jahr für dich in Ordnung?
Ein Redshirt-Jahr wäre für mich vollkommen in Ordung. Das kann ich nutzen, um die Offense kennenzulernen und mich an das System zu gewöhnen. Durch die neuen Regelungen ist es für Redshirts ja sogar möglich das Feld in vier Spielen zu betreten.
In welchem Scheme bzw. System siehst du dich am besten aufgehoben?
Ich sehe mich in einer Offense, die schnell ist und dem QB die Möglichkeit gibt, auch als Läufer eine Gefahr darzustellen. TCUs Air Raid Offense und das viele Nutzen von RPOs sind für mich sehr angenehm. Ich freue mich schon, in einer solchen “fast-paced”-Offense zu spielen.
Wirfst du lieber gegen Man oder Zone? Wo liegen für dich die Vorteile?

Es kommt drauf an. Oft ist es möglich, frei Würfe in Lücken einer Zonenverteidigung zu bekommen und diese auch gekonnt auszunutzen. Bei einer Mann-Verteidigung ist es von Vorteil, Wide Receiver zu haben, welche die 1on1-Matchups gewinnen. Eine Mann-Verteidigung lässt sich meist leichter lesen, aber kommt oft Hand in Hand mit blitzenden Defensespielern, die Druck ausüben. Somit ist es situationsabhängig, ob ich lieber gegen eine Zonen- oder eine Mann-Verteidigung werfe. Aber grundsätzlich nehme ich eine einfache Man-Coverage immer gerne.
Was sind als junger Quarterback deine größten Schwächen, an denen du arbeitest?
Am meisten fehlt mir die Erfahrung gegen starke, hochklassige Verteidigungen und somit lese ich das Feld noch nicht so gut wie ein Veteran. Ich muss noch lernen, ein Field General zu werden wie ein Tom Brady oder Drew Brees. Außerdem will ich noch konstanter werden in meinem Wurf und diesen insgesamt optimieren. Athletisch betrachtet will ich natürlich immer schneller werden.
Was ginge dir wohl durch den Kopf, wenn du bald als Starting-QB in einem TCU-Spiel aufläufst, das bei uns auf Pro7 Maxx übertragen wird?
Gänsehaut! Das ist mein Traum. Der erste europäische QB, welcher ein D1-Spiel spielt. Ich kann es gar nicht in Worte fassen. Ich weiß noch, als die ersten NFL-Spiele im Ran-Studio übertragen wurden. In demselben Studio auf denselben Monitoren zu spielen, das wäre unglaublich! Hoffentlich muss ich nicht sehr lange auf den Tag warten..
Mit Alexander Honig sprach Fabian Sommer
Glückwunsch zu dem Interview!
Sehr interessant. Mich würde jetzt natürlich noch interessieren, wie ihr College-Experten seine Chancen wirklich seht.
Vielleicht kommt dazu ja noch etwas? Gerne auch in einem Artikel gemeinsam mit einer Einschätzung der Situation der anderen Deutschen in NFL/College-Football.