1) Die Indianapolis Colts gehen mit 6-0 in die Bye Week
Thomas Psaier: Mal sehen… der Schedule lautet:
@JAX
vs MIN
vs NYJ
@CHI
@CLE
vs CIN
So optimistisch ich bei den Colts bin: Nein. Vikings und Browns sind besser und selbst Bengals und Bears klingen wie mögliche Stolpersteine für eine nicht über jeden Zweifel erhabene Colts-Offense, die erst mal zu sich finden muss. Positive Bilanz ist machbar, aber es wird kein 6-0.
Fabian Sommer: Das Spiel bei den Browns wird womöglich die schwierigste Aufgabe, ansonsten sollte Indy in den anderen fünf Partien die Favoritenrolle innehaben. Die Chance auf 6-0 ist groß, machbar ist es allemal.
Christian Schimmel: Nein, ich sehe sie bei 4-2. Zum einen sehe ich sie nicht auf dem Niveau, wie Fabian in seiner Vorschau. Zum anderen ist es selbst für sehr, sehr gute Teams schwer, die ersten sechs Spiele zu gewinnen. Die Vikings würde ich als Favorit sehen, Cleveland und den Jaguars an guten Tagen durchaus Chancen einräumen.
Florian Schmitt: Den Jaguars Chancen einzuräumen finde ich gewagt. Ansonsten sehe ich auch die Spiele gegen die Vikings und bei den Browns als die größten Stolpersteine. Wie Thomas sagt, halte ich einen Ausrutscher bei den Bengals oder Bears ebenso für möglich. Ich glaube nicht an ein 6-0 zur Bye Week.
2) Derrick Henry läuft 1500 Yards zum 8-8
Fabian Sommer: Die Titans wollen auch diese Saison wieder Derrick Henry POUNDEN. Der neue Vertrag, die Aussagen des Coaching Staffs – Tennessee wird wieder sehr viel laufen. Mit erwartbarer Regression im Passing Game wird aber vermutlich der Output der Offense ein anderer sein. 1500 Yards von King Henry sind möglich, 8-8 ebenso.
Christian Schimmel: Die Offensive Line dürfte trotz des Abgangs von Jack Conklin nach Cleveland das geringste Fragezeichen sein. Von daher vermute ich, dass Henry oft den Ball bekommen wird. Ich sehe die Titans tendenziell eher bei 9-7 und glaube, dass sie mit Colts und Texans ein Wort um die Division, sowie die Wildcards-Plätze mitreden können. Insofern widerspreche ich der These und sage die Titans sind besser als 8-8.
Florian Schmitt: Da möchte ich mich anschließen. Ich sehe die Titans besser als 8-8. Warum ich das so sehe, habe ich ja bereits in meiner Preview erklärt.
Thomas Psaier: Fast. Es werden 1300 Yards zum 9-7.
3) Der GM Bill O’Brien wirft dem HC Bill O’Brien ständig einen Stock in die Speichen
Thomas Psaier: Oh ja. GM BoB ist Flop. Doch Coach BoB mag sogar zu wenig Wertschätzung dafür kriegen, was er in den letzten Jahren gemacht hat. Auch wenn die AFC South keine Parade-Division ist: O’Brien hat die Texans mehrfach mit absurdesten Quarterbacks in die Playoffs gecoacht.
Erst seit er Deshaun Watson den QB gibt, kann er ernsthafte Offense spielen; und diese Offense ist sehr, sehr gut! O’Brien maximiert Watsons Talente. Er ist sogar aggressiver in 4th Downs geworden und hat seine absurd konservative Haltung in Early-Down-Rushing abgelegt (mittlerweile durchschnittliche Pass-Raten).
Ich bin gespannt, wie die neue Offense der Texans ohne Nuk Hopkins aussehen wird. Ich meine, der GM BoB hat die Prioritäten falsch gesetzt. Doch der Coach BoB wird die Dinge zumindest am Laufen halten – und damit einen Teil seines Jobs ganz gut erledigen.
Florian Schmitt: Die Trade-Bilanz von Texans-General-Manager Bill O’Brien ist mehr als nur katastrophal. Der Hopkins-Trade war hierbei nur die Kirsche auf der Torte. Als Coach ist BoB maximal solide, denn er ist schlicht zu konservativ und könnte deutlich mehr aus Watson herausholen. Das hat sich aber – wie man hört auch wegen Watson selbst – im letzten Jahr etwas zum Besseren gewandelt.
Christian Schimmel: Das ist ein altbekanntes Spiel. Totale Personalkontrolle geht nach hinten los, wenn du dich über den Tisch ziehen lässt. Der Hopkins-Trade hat neben der sportlichen auch eine emotionale Komponente. Wenn die Texans-Receiver am Anfang der Saison nicht ins Rollen kommen, wird der Druck auf O’Brien unglaublich hoch werden, zumal der Spielplan zu Beginn ausgesprochen hart ist. Er kann nur hoffen, dass David Johnson eher die Form der alten Tage mitbringt.
Fabian Sommer: Das tut er definitiv. In puncto Rosterbuilding hat O’Brien das Team um einige Jahre zurückgeworfen und viele fragwürdige Moves vollzogen. Ich zweifle aber an, ob der HC Bill O’Brien so viel besser ist als der GM. Denn wenn man als GM so viele Ressourcen in die RB-Position steckt, obwohl man Deshaun Watson hat und von der explosiven Offense aus 2017 ohne erkennbaren Grund abweicht, kann man als HC nicht allzu viel besser sein. All das korreliert miteinander. Die Offense hat von oben betrachtet die letzten beiden Jahre underperformt und lebt weitestgehend von Watsons Magie. Rang 21 & 16 in offensiver DVOA die letzten beiden Jahre mit Deshaun Watson ist einfach schwach.
4) Gardner Minshew bleibt über die Saison hinaus der Jaguar-King
Florian Schmitt: Hier würde ich widersprechen. Die Jaguars sind für mich einer der heißen Kandidaten auf einen Top-3-Pick. Sollte dies der Fall sein, wird Minshew nicht plötzlich ein Franchise-Quarterback geworden sein. Der hohe Pick lädt dann dazu ein, einen neuen Weg einzuschlagen.
Thomas Psaier: Was heißt „King“? Langfristiger unumstrittener Starter? Dann würde ich nicht mitgehen. Aber dass Minshew die nächsten 2-3 Jahre auf passablem Niveau den Quarterback gibt und eventuell sogar einen Top-Rookie verhindern oder in die Schranken weisen kann, ist durchaus denkbar. Aber ich fürchte, dass für einen High-End Franchise-QB dann doch ein paar Prozent Pfeffer im Wurfarm fehlen.
Fabian Sommer: Es ist schwer vorstellbar, denn dafür müssen zwei Dinge passieren: Minshew muss einen nicht unerheblichen Sprung nach vorne machen und die Jaguars müssen mehr Siege holen, als erwartet. Mit dem Roster wird das aber trotz besserer Leistung von Minshew schwer. Selbst wenn er gemessen an den Umständen gut spielt, zählt für das Front Office am Ende nur der Record. Da er in der sechsten Runde gedraftet wurde, hat er kein Zwischennetz, in das er fallen kann – wie etwa Blake Bortles.
Christian Schimmel: Nein. Es wie so vieles im Leben eine Frage der Alternativen. Die heißen ziemlich sicher nicht Glennon und Dobbs. Das sind die derzeitigen Back-Ups. In der Free Agency sind 2021 schon einige interessantere Namen dabei. Wenn Minshew keinen großen Schritt macht, kann ich mir schon vorstellen, dass das Front Office über Andy Dalton oder Joe Flacco nachdenkt. Picken die Jaguars innerhalb der Top-10, könnte auch diese Möglichkeit genutzt werden.
5) Kein Team holt mehr als 10 Siege
Christian Schimmel: Ich sehe die Colts bei 10-6 als Divisionssieger. Die Mannschaft ist die kompletteste der Division. Mit Rivers hat man einen Quarterback, der sich erst noch daran gewöhnen muss, dass es nicht permanent nach 1,5 Sekunden bei ihm einschlägt. Die Defense ist jedenfalls gut genug und ich traue Indianapolis eine Dark-Horse-Rolle um die Lombardi-Trophy zu.
Thomas Psaier: Doch. Vor allem die Colts haben einen zu einfachen Spielplan und mit Rivers jetzt auch den Quarterback, um die Division im Handumdrehen nach Hause zu fahren. Sie sind die beste Wette, um 11-5 oder besser zu gehen.
Florian Schmitt: Mehr als 10 Siege bedeutet nach Adam Riese mindestens 11 Siege. Da würde ich ziemlich vehement dagegen argumentieren. Ich sehe kein Team in der AFC South, dass so dominant ist, dass sie so viele Spiele gewinnen werden. Der Sieger der Division wird meiner Meinung nach 9-7 oder 10-6 gehen, aber nicht besser.
Fabian Sommer: Da wette ich gegen. Die Colts sollten bei ihrem einfachen Schedule auf 10 Siege kommen und auch die Texans würde ich nicht ganz abschreiben. Es ist immer noch Deshaun Watson mit einer guten Offensive Line, neuem Playcaller und anständigen Receivern. Und von 10-6 bis 11-5 ist es dann eben nur ein Spiel, das man knapp gewinnen statt verlieren muss.
@Christian, @Florian
Warum seht ihr die Colts als schwächer als es Fabian sieht – Bzw. Wie seht ihr die Colts? Und wo seht ihr die Colts im direkten Vergleich schwächer als die Titans?
Kurzform:
Tannehill > Rivers
Titans WR > Colts WR
Titans OL < Colts OL Titans Pass Rush < Colts Pass Rush Titans Secondary >> Colts Secondary
Den Unterschied zwischen den OLs sehe ich dabei relativ gering, beide werden wohl vermutlich eine Top-10 Unit stellen. Eine ausführliche Diskussion habe ich mit Fabian und James bei Snap geführt, dort kannst du gerne einmal reinhören.
https://youtu.be/DRBMdCoa1O0
Tannehill > Rivers halte ich aber für sehr gewagt. Die starke letzte Saison muss Tannehill erst einmal bestätigen. Rivers hat schon in einigen Saisons bewiesen, dass er ein starker QB ist.
Die Trends bei den beiden zeigen in unterschiedliche Richtungen. Aber ich will gar nicht abstreiten, dass da ein bisschen Fanbrille die Sicht trübt.
@Florian: Klar gibt es bessere Coaches als Bill O‘Brien. Ich finde ihn halt nur nicht ganz so schlecht wie er in letzter Zeit oft gemacht wurde. Ich würde ihn auch gerne gegen Frank Reich tauschen. Aber halt nicht, wenn ich dafür Deshaun Watson hergeben muss und Philipp Rivers bekomme 😉
Ich finde halt man sollte das trennen. So ein QB-HC-Duo ist ja nicht untrennbar verbandelt. Ich glaube dass es Coaches gibt, mit denen die Texans und Watson erfolgreicher wären.
@all: Tolles Format, viel Erfolg damit! @Thomas: Danke für die differenzierten Worte zu O‘Brien. Ich finde er ist in letzter Zeit mit viel zu viel Spott überschüttet worden, das Bashing ist ja sehr „in“ geworden. Für mich ist er ein mindestens durchschnittlicher HC und ich würde die Combo O‘Brien / Watson jeder anderen in der Division vorziehen. Ich würde auch nicht ausschließen, dass er einen Plan mit David Johnson hat und öffter mal mit Cooks, Fuller, Stills und den beiden Johnsons spielen wird. Das wird dann schon interessant. Das große Fragezeichen in Houston sind halt die verletzungsanfälligen Leistungsträger. Aber wenn Full, Watt und Cooks fit bleiben, werden sie die Division gewinnen.
Dass du die Combo O’Brien/Watson allen anderen in der Division vorziehst, liegt aber ja vermutlich eher an Watson als an BoB, oder? Ich kann mir gut vorstellen, dass zum Beispiel ein Frank Reich – um mal in der Division zu bleiben – oder ein Eric Bieniemy erfolgreicher mit den Texans wäre, als O’Brien es ist.
Explizit als Quarterback-Flüsterer (und damit Teil einer HC-QB-Combo) sehe ich ihn auch nicht, aber irgendwas scheint BOB richtig zu machen.
Ich verstehe, dass ihr den Fokus auf die beobacht- und analysierbaren Themen legt (und dort z.B. Reich stärker seht – nachvollziehbar), aber zum Job des Head Coaches gehört so viel mehr. De facto ist das ein leitender Angestellter, der 120 Mann führen muss. Wie er das unterjährig / unter der Woche macht, davon sieht man in den Stats wenig. Aber ob die Spieler sich im Training zerreißen, außerhalb diszipliniert verhalten usw., das hat einen größeren Einfluss auf die Saison als ob ich einmal mehr oder weniger in Early Downs passe.
Fun Fact: Alle Head Coaches, die aktuell länger im Job sind als BOB (und Mike Zimmer), haben mit ihren aktuellen Teams mindestens einen Super Bowl gewonnen.
Weltklasse-Format und spannende Thesen. Die unterschiedlichen Bewertungen von HC (!) O’Brien finde ich sehr interessant, tendiere aber dazu, mit der positiven Einschätzung von Thomas mitzugehen.
PS: Kleine Spitze sei mir gestattet: “Die Chance auf 6-0 ist groß, machbar ist es allemal”, ist eine für einen Wettblogger recht gewagte Aussage @Fabian. ;-).
Bei den Wettanbietern dürfte die Chance auf 6-0 irgendwo bei 5%-8% liegen. Für eine gewagte These/Bold Prediction eine vernünftige Quote, aber mehr dann doch nicht.
Definitiv eine meiner schwächeren Aussagen, da hast du recht 😉