Lions 2020: Wird das endlich was?

Neue Saison, neues Glück – das Lebensmotto der Anhänger der Detroit Lions. Seit 28 Jahren wartet man auf einen Playoff-Sieg, seit 27 Jahren auf einen Divisions-Sieg. 2019 verlief nach der Verletzung von Quarterback Matthew Stafford mehr als ernüchternd. Geht es 2020 also endlich aufwärts?

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Lesezeit: 5 Minuten

Offense:

Die Offensive der Lions steht und fällt mit Spielmacher Matthew Stafford. Der 32-Jährige meldet sich nach überstandener Rückenverletzung wieder fit und soll seine Mannschaft endlich zu Erfolgen führen. Das ausbalancierte Backfield mit den beiden Runningbacks Kerryon Johnson und Rookie D’Andre Swift lässt darauf schließen, dass das Laufspiel weiterhin ein wichtiges Element der Offensive darstellt. Mit den Receivern Kenny Golladay, Marvin Jones sowie Danny Amendola beziehungsweise Tight End T.J. Hockenson, stehen Stafford hervorragende Anspielstationen zur Verfügung. Nicht wenige Experten trauen dieser Offensive den Sprung ganz nach oben zu.

Quarterback:

Matthew Stafford geht in seine zwölfte NFL Saison und will dort anschließen, wo er im vergangenen Jahr aufgehört hat: In acht Spielen zeigte der Veteran seine vielleicht besten Karriere-Leistungen, fühlte sich in der neuen Offensive der Lions rundum wohl und war auf dem Weg, eine weitere – und vor allem effektive – 5.000 Yard-Saison zu spielen. Die Lions-Offensive stand mit Stafford auf Platz zehn nach EPA, zerfiel aber nach Staffords Verletzung in alle Einzelteile und schlossen die Spielzeit schlussendlich als 18. effektivste ab. Mit den beiden unerfahrenen Quarterbacks Jeff Driskel und David Blough wurde die Saison mit drei Siegen bei zwölf Niederlagen und einem Unentschieden beendet. Für den Fall eines weiteren Stafford-Ausfalls nahmen die Lions in der Offseaon bis zu 13 Millionen Dollar für die Dienste von Chase Daniel in die Hand. Er gibt den neuen Backup in Detroit.

Offensive Line:

Center Frank Ragnow bleibt das Herzstück der Lions-Offensive-Line. Der 24-Jährige überzeugt auf ganzer Linie und führt die Einheit an. Left Tackle Taylor Decker geht in sein letztes Vertragsjahr bei den Lions und will sich für weitere Aufgaben empfehlen. Nach dem Abgang von Rick Wagner (Green Bay Packers) verstärkte man sich auf der rechten Seite mit Halapoulivaati Vaitai (Neuzugang, Philadelphia Eagles). Graham Glasgows Vertrag wurde ebenfalls nicht verlängert, er steht ab sofort im Aufgebot der Denver Broncos. Mit den beiden Rookies Jonah Jackson und Logan Stenberg stehen zwei Run-Blocker neu im Team, die sich um die Guard-Positionen mit Kenny Wiggins und Joe Dahl streiten.

Coaching:

Offensive Coordinator Darrell Bevell konnte im ersten Jahr bei den Lions seine Offensive etablieren und trotz des Ausfalls von Stafford immer wieder mit seinem Gameplanning aufzeigen. Die Lions werden weiterhin stark auf das Laufspiel setzen, durch die getätigten Picks im NFL-Draft wurde dieser Trend bestätigt. D’Andre Swift sowie die Guards, die hauptsächlich im Run-Blocking ihre Stärken haben, lassen keine andere Annahme zu. In Sachen Lauf-Effizienz gibt es noch deutlich Luft nach oben, die Lions waren 2019 in der Hinsicht nur auf Platz 27. Stafford sollte deshalb trotzdem regelmäßig von der Leine gelassen werden, das Ausmaß seines Talents sah man in der abgelaufenen Saison.

Skill Positions:

Die Lions haben mit Kenny Golladay, Marvin Jones, Danny Amendola und Tight End T.J. Hockenson eine enorm talentierte und gefährliche Receiver-Gruppe zur Verfügung. Golladay führte die NFL 2019 mit elf Touchdowns an und konnte eine weitere 1.000-Receiving-Yard-Saison spielen. Zusammen mit Jones stellt er hervorragende Optionen für tiefe Bälle samt verlässlichen Händen dar. Amendola und Stafford konnten früh eine Verbindung aufbauen und bei kritischen Third-Downs den notwendigen Raumgewinn erzielen. Die Augen liegen auch auf Hockenson, der in seinem ersten Karriere-Spiel gleich groß aufzeigte, später aber mit Verletzungen ausfiel. Außerdem dürfte die Verpflichtung von Runningback D’Andre Swift auch Auswirkungen auf das Pass-Spiel der Lions haben. Swift konnte an der Universität von Georgia mit 73 Receptions bei einem Raumgewinn von 666 Yards aufzeigen und soll den verletzungsanfälligen, aber prinzipiell talentierten Kerryon Johnson unterstützen.

Defense:

Die Defensive Detroits im Jahr 2019 lässt sich retrospektiv nur mit einem Wort beschreiben: Katastrophe. Platz 28 nach DVOA und wenig, was wirklich Hoffnung machte. Mit 6.406 erlaubten Yards an Raumgewinn schrammte man nur ganz knapp am Franchise-Rekord aus der sieglosen Spielzeit 2008 vorbei. Sechs Sacks (Platz 29) und nur sieben Interceptions (Platz 32) verdeutlichen die Harmlosigkeit des Defensivverbands. Matt Patricia liebt es in Packages zu spielen und lieber einen Defensive Back mehr am Feld zu haben, als zu wenig: 45% aller Defensiv-Snaps wurden aus einer Nickel-Defense gespielt.

Front Seven:

Pass Rusher Trey Flowers ist der Ankerpunkt der Lions D-Line und begann sich vor allem in der zweiten Saisonhälfte richtig wohl zu fühlen (durchschnittlich acht QB Pressures). Ihm gegenüber dürfte trotz schwacher Sack-Ausbeute Romeo Okwara stehen. Defensive Tackle Snacks Harrison steht nicht mehr im Aufgebot, an seine Stelle dürfte Neuerwerbung Danny Shelton rücken. Mit Jamie Collins holte sich Detroit wieder einmal einen Ex-Patriots-Spieler in die Mannschaft, er nimmt die Rolle abgegangenen Devon Kennard als Outside-Linebacker ein. Im Draft verstärkte man sich zusätzlich mit Julian Okwara – Romeos Bruder – der sowohl direkt an der Line, als auch als Outside-Linebacker für Druck sorgen soll.

Das größte Fragezeichen steht in der Mitte der Linebacker: Jarrad Davies ist definitiv in einem Make-or-break-Jahr. Davis ist mit Aufgaben in der Manndeckung immer noch extrem überfordert, kann sich aber immerhin als fähiger Blitzer auszeichnen. Problem dabei: Die Lions blitzen fast nie (Platz 30 in Blitz-Rate). Davis‘ Vertrag wird Ende der Saison mit Sicherheit auslaufen, die Fifth-Year-Option wurde beim ehemaligen Firstround-Pick nicht gezogen. Jahlani Tavai steht hinter Davies schon für größere Aufgaben bereit.

Secondary:

And he’s gone! Star-Cornerback Darius Slay wurde samt massivem Nachtreten in Richtung Matt Patricia zu den Philadelphia Eagles getradet, dafür konnte man mit Desmond Trufant (Neuzugang, Atlanta Falcons) einen erfahrenen Mann neu ins Team holen. Ihm gegenüber steht mit Jeff Okudah der potentielle nächste Shutdown-Corner der Liga. Okudah wurde im Draft schon an dritter Stelle von den Lions ausgewählt und soll von Beginn weg die Secondary anführen. Justin Coleman dürfte damit die fixe Rolle des Slot-Corners bleiben, wo er sich auch am wohlsten fühlt. Mit Amani Oruwariye hat man noch einen weiteren Conerback in der Hinterhand, der der Einheit eine gewisse Tiefe gibt.

Free Safety Tracy Walker geht in seine dritte Saison und wird in diesem Jahr neben Neuzugang Duron Harmon auflaufen. Harmon – wie könnte es anders sein – kam von den New England Patriots neu dazu und wird den Vorzug gegenüber Will Harris erhalten.

Team Projection:

Ein weiteres Jahr ohne Playoff-Football überleben weder General Manager Bob Quinn, noch Head Coach Matt Patricia. Die Lions sind prinzipiell gut aufgestellt, die Einzelteile müssen jetzt aber noch zusammenpassen. Patricia, der vor seinem Antritt als Lions-Coach als Defensiv-Guru galt, hat bisher kaum gezeigt, dass man an ihn glauben kann. Ein fitter Stafford wird Patricia helfen, die Offensive kann Spiele tragen. Ohne Hilfe von defensiver Seite droht es aber wieder eine ernüchternde Angelegenheit zu werden. Die Detroit Lions 2020 sind ein enorm schwer einschätzbares Team – vom letzten bis zum ersten Divisionplatz ist alles drin. Letzteres gelingt aber nur, wenn alle Teile perfekt ineinander greifen. Und was war von Barry Sanders und der 0-16er Saison in Detroit in Football-Sachen schon je perfekt…

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Martin Senfter
Über New Orleans aus unerklärlichen Gründen in Detroit gelandet. Draft Season ist beste Season!

1 KOMMENTAR

  1. In der Bewertung kann ich dir nur zustimmen, die Lions sind 2020 eine absolute Wundertüte. Die Kombination aus dem für mich besten Kader der Division mit dem (mit Abstand) schlechtesten HC derselben macht die Lions zumindest endlich wieder mal interessant! Zumindest die Offense sollte stark sein, wenn der Fokus nicht zu stark auf den Run gelegt wird.. aber da ist man ja in der NFC North immerhin nicht alleine 😉

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