Die erst im Jahr 1995 von Jerry Richardson gegründete Franchise der Carolina Panthers begann Ihren Rebuild bereits vor zwei Jahren. David Tepper, Hedge-Fonds-Manager und Milliardär, kaufte die Panthers für 2,275 Milliarden Dollar von Richardson.
Teppers erste große Veränderung war die Planung eines neuen Team-Sitzes mit modernen Trainings-Möglichkeiten. Als Ort für die neue Heimat der Carolina Panthers wählte Tepper einen alten Golfplatz an der Grenze zwischen North- und South-Carolina. Mit Start der Planungen etablierte man den Slogan “Two States – One Team”. Mit diesem Spruch möchte man verdeutlichen, dass die Carolina Panthers zu beiden Staaten gehören. Das Projekt und spätere Anwesen wurden mit dem Namen “Rock Hill” versehen.
An der sportlichen Situation veränderte sich zunächst nichts. Head-Coach Ron Rivera hatte mit seinem polarisierenden Quarterback Cam Newton das Team zu einer 11:5-Season geführt. Jedoch endete diese schon in der Wild-Card-Runde der Playoffs gegen die New Orleans Saints. Das Grundgerüst aus Coaching Staff und den wichtigsten Spielern blieb dennoch bestehen.
Zwei Jahre später befinden sich die Panthers in einem großen Umbruch. Head-Coach Ron Rivera wurde bereits während der vergangenen Saison nach 12 Spielen entlassen, ist mittlerweile Head-Coach des Washington Football Teams. Quarterback Cam Newton wurde in die Free Agency entlassen und trägt mittlerweile das Trikot der New England Patriots. Luke Kuechly, Star-Linebacker und Aushängeschild der Panthers-Defense, verkündete am Ende der vergangenen Saison überraschend sein Karriere-Ende.

Einzig Running-Back Christian McCaffrey und Wide-Receiver-Juwel D.J. Moore stechen als schillernde Figuren der vergangenen beiden Jahre heraus. Sie bieten in der Offensive eine Basis, um die ein neues, erfolgreiches Team geformt werden soll.
Coaching
Mit diesem Auftrag ist der neue Head-Coach Matt Rhule betraut. Rhule blickt auf zwei erfolgreiche Stationen als Head-Coach an den Colleges der Temple University und der Baylor University zurück. Als College-Head-Coach hat Matt Ruhe sich auch einen guten Ruf als Recruiter erarbeitet. Dabei erinnert seine Philosophie immer ein wenig an die Geschichte von Billy Beane, bekannt durch den Film Moneyball. Laut eigener Aussage schätzt Rhule gleichermaßen, was er auf Film sieht und was ihm die Zahlen sagen.
Tepper musste sich bei der Verpflichtung von Rhule gegen andere Franchises durchsetzen. Gerade Rhules ehemaliger Arbeitgeber, die New York Giants, galten als sehr interessiert und ebenso als Favorit auf eine Anstellung.
Doch Rhule zog es zum Rebuild der Carolina Panthers. Und aus dem College-Bereich holte er sich zugleich Verstärkung für sein Trainer-Team. Joe Brady, College Football Champion mit den LSU Tigers und ebenso heiß gehandelt wie Rhule selbst, wird Offensive Coordinator. In gleicher Funktion als Offensive Coordinator, wird Brady ein großer Anteil am Erfolg der LSU Tigers und First-Overall-Pick Joe Burrow zugeschrieben.
Offense
Quarterback
Nach dem Abgang von Cam Newton wurde mit Teddy Bridgewater der neue Quarterback gefunden. Der ehemalige Quarterback der Minnesota Vikings hat nach seiner schweren Knieverletzung zwei Jahre bei den New Orleans Saints als Back-Up von Drew Brees verbracht. Im Anschluss an das erste Jahr als Back-Up erhielt Bridgewater ein Angebot der Miami Dolphins. Dieses schlug der nun 27-jährige aus und blieb Back-Up bei den Saints. Nun versucht er sich als Starter für die Panthers zu etablieren. In Carolina trifft Bridgewater wieder auf Joe Brady, der 2018 zum Trainer Team der New Orleans Saints gehörte. Brady soll sich sehr für eine Verpflichtung von Bridgewater eingesetzt haben.
Neben Bridgewater wurde P.J. Walker als Quarterback verpflichtet, der während der kurzen aktiven Phase der XFL für die Houston Roughnecks für Furore sorgen konnte.
Offensive Line
Center Matt Paradis wurde vor der vergangenen Saison als Free Agent geholt und sollte die Offensive Line der Carolina Panthers Stabilität verleihen. Paradis hatte in der 2018er Saison die drittbeste Overall-Bewertung seiner Position bei PFF, erreichte eine 81,4. An diese Leistung konnte Paradis nicht anknüpfen, gerade sein Pass-Blocking-Grade ist mit 43,8 extrem niedrig. Laut PFF hat Paradis 47 Quarterback-Pressures zugelassen, trauriger Spitzenwert auf der Position des Center. Unter allen bewerteten Spielern dieser Position ist er auf Platz 32 von 33.
Via viel diskutiertem Trade wurde Russel Okung als neuer Left Tackle geholt. Für die Dienste von Okung haben die Panthers Trai Turner (Right Guard) an die Chargers abgegeben. Als diskussionswürdig wird dieser Trade angesehen, da mit Turner ein jüngerer Spieler abgegeben wurde, der vorher auf Pro-Bowl-Level gespielt hat. Okung hingegen ist mit bald 33 Jahren wohl eher schon im letzten Kapitel seiner aktiven Karriere angekommen. Auf der Position von Turner könnte der ebenfalls vor dieser Saison geholte Michael Schofield spielen. Paradis, Okung und Schofield haben bereits bei den Denver Broncos zusammengespielt und sind nun bei den Panthers wiedervereint.
Wie Schofield wurde Guard John Miller als Free Agent geholt. Miller bringt fünf Jahre NFL-Erfahrung mit und hat bislang für die Buffalo Bills und vergangenes Jahr für die Cincinnati Bengals gespielt.
Komplettiert wird die neuformierte Offensive-Line von Taylor Moton als Right-Tackle. Moton hat 32 Spiele in Folge gestartet und beweist sich vor allen Dingen im Pass-Blocking als überdurchschnittlich gut (PFF-Pass-Blocking-Grade von 82,6).
Skill Position Player
Aushängeschild der Offense ist Running Back Christian McCaffrey. In der vergangenen Saison hat McCaffrey 116 Bälle gefangen, damit einen Raumgewinn von 1005 Yards erzielt. Gleichzeitig ist er für 1387 Yards gelaufen. Kombinierte 2392 Yards und 19 Touchdowns – beeindruckende Zahlen. Neben McCaffrey soll DJ Moore, Wide Receiver in seinem dritten Jahr, der große Superstar in der Offense werden. In der vergangenen Saison hat Moore, trotz inkonstantem Quarterback-Play, 1175 Receiving Yards verbuchen können.

Neben Moore werden als Receiver hauptsächlich Curtis Samuel und Robby Anderson spielen. Samuel, extrem stark nach dem Catch, hat 2018 bereits sehr gute Ansätze als Rookie gezeigt und litt im letzten Jahr extrem unter der Quarterback-Situation. Bei 105 Targets wurden 40 als “uncatchable”, also nicht fangbar, deklariert. Mit Robby Anderson kommt ein weiterer schneller Spieler von den New York Jets zu den Panthers. In Carolina trifft Anderson auf seinen alten Trainer aus College-Zeiten. Schon an der Temple-University spielte Anderson unter Matt Rhule. Auf der Tight End Position erhofft man sich den Durchbruch von Ian Thomas, nachdem auch Greg Olsen die Franchise verlassen musste.
Defense
Gerade in der Defense ist der Rebuild der Carolina Panthers besonders stark zu sehen. Neben dem schmerzlichen Verlust von Luke Kuechly wurde mit Safety Eric Reid eine weitere zentrale Stütze des Teams in die Free Agency ziehen gelassen. Gleiches Schicksal ereilte weiter Spielern, sodass vor dem diesjährigen Draft mit Kawann Short nur ein einziger Defensive Tackle im Kader war. Um die anfallenden Lücken in der Defense zu schließen, nutzten David Tepper, General Manager Marty Hurney, und “defensive-minded” Head-Coach Matt Rhule gleich alle ihre Draft-Picks für Spieler der Defense.
Derrick Brown | DT | 1.07 (7) |
Yetur Gross-Matos | EDGE | 2.06 (38) |
Jeremy Chinn | S | 2.32 (64) |
Troy Pride Jr. | CB | 4.07 (113) |
Kenny Robinson | S | 5.06 (152) |
Bravvion Roy | DT | 6.05 (184) |
Stanley Thomas-Oliver III | CB | 7.07 (221) |
Als die Panthers in der 1. Runde des Drafts an der Reihe waren, befand sich Isaiah Simmons noch auf dem Board. Mit Simmons hätten die Panthers einen potenziellen Nachfolger für Luke Kuechly draften können. Die Entscheidung fiel jedoch auf Derrick Brown. Im Anschluss an eine dominante College-Zeit will der Defensive Tackle einen ebenso großen Einfluss in der NFL erreichen. Mit den weiteren Picks konnten Spieler ausgewählt werden, die ebenfalls enormes Potenzial bieten. Jeremy Chinn und Yetur Gross-Matos erhielten im Pre-Draft-Prozess gerade auch von Experten sehr viel positives Feedback.
Front Seven
Kawann Short ist die einzig übrig gebliebene Konstante in der Front Seven. Bei den EDGE-Rushern baut man darauf, dass Brian Burns, 1st Round Pick aus dem 2019er Draft, den nächsten Schritt macht. Eine wichtige Verpflichtung ist Linebacker Tahir Whitehead. Zusammen mit Shaq Thompson soll er das Loch schließen, welches Luke Kuechly hinterlässt. Ansonsten erhofft man sich, dass den Rookies Derrick Brown, Jeremy Chinn und Yetur Gross-Matos der Übergang vom College zur NFL schnellstmöglich gelingt.
Secondary
Auf der Cornerback-Position hat man James Bradberry verloren. Als Ersatz wurde Free Agent Eli Apple verpflichtet. Dieser wird wohl zusammen mit Donte Jackson das Cornerback-Duo als Starter bilden. Troy Pride Jr. ist ein Spieler, der als Rookie schnell in die Rotation mit eingebunden werden und den Startern einen Platz streitig machen könnte.
Auf den Safety Positionen werden wohl Tre Boston und Rookie Jeremy Chinn spielen. Auch hier ist die Rotation eines weiteren Rookies möglich, sodass Kenny Robinson über die Rotation zu seinen ersten NFL-Snaps kommen wird.
Neben Tre Boston bietet die Secondary Potenzial über Rookies und ansonsten leider nicht viel. Durchschnittliche bis unterdurchschnittliche Leistungen bei allen weiteren Akteuren der Secondary, auch bei Free-Agent-Neuling Eli Apple, der in drei seiner vier Jahre in der NFL ein durchschnittliches Passer Rating von 104,9 oder hoher zugelassen hat.
Ausblick
Es wird spannend.
Kaum eine Situation ist so schwer einzuschätzen, wie die, der Carolina Panthers. Matt Rhule hat sowohl bei Temple als auch bei Baylor keine Erfolge im ersten Jahr verzeichnen können. Viele Stützen des Teams sind nicht mehr vorhanden und es würde wohl niemanden überraschen, wenn die Panthers zumindest ein Übergangsjahr benötigen, um sich selbst zu finden. Gerade auch, weil es in der NFC South drei starke Teams gibt, die ihr Grundkonstrukt behalten konnten und punktuelle Verbesserungen vorgenommen haben. Alleine der Blick auf die Quarterbacks verspricht wenig Gutes für die Panthers, befinden sich nun Tom Brady (Tampa Bay), Drew Brees (New Orleans) und Matt Ryan (Atlanta) in einer Division.
Ich sehe viel Potenzial in diesem Team, DJ Moore könnte über Jahre ein Top-Wide-Receiver werden, Joe Brady verspricht als Offensive Coordinator neuen Elan in die Offense zu bringen und Head-Coach Matt Rhule gilt als ein sehr aufgeschlossener, moderner Coach, der auch viel Wert auf Analytics setzt. Für die kommende Saison sehe ich eine Findungsphase, in der ein junges und motiviertes Team einige Siege einfahren wird, jedoch nicht im Rennen um den Division-Titel oder die Playoffs mitspielen kann. Doch die Zukunft sieht rosig aus.