Nicht mal mehr eine Woche haben wir Zeit, bis die neue NFL-Saison endlich beginnt. Während die ein- und mehrjährigen Formate des Fantasy Football in Deutschland immer beliebter werden und schon zahlreiche Drafts absolviert wurden, behandeln wir hierzulande Daily Fantasy Sports (DFS) noch recht stiefmütterlich. In einer Umfrage unseres Fantasy Football Podcasts Upside haben wir gefragt welches Format die General Manager aus Deutschland, Österreich und der Schweiz am liebsten spielen. Unter der Möglichkeit von Mehrfachnennungen haben bei mehreren hundert Teilnehmern lediglich 2,3% DFS als eines ihrer bevorzugten Formate genannt.
Einer der Gründe für das schlechte Abschneiden von DFS ist mit Sicherheit die geringe Verfügbarkeit von Plattformen im deutschsprachigen Raum. Nichtsdestotrotz gibt es ein paar Plattformen, auf denen man dem DFS fröhnen kann. Die beiden größten Plattformen, die DFS anbieten sind Fanduel (nicht aus Deutschland spielbar) und Draftkings. Zudem versucht FanTeam am europäischen Markt mitzumischen, konnte im Bereich NFL bisher jedoch noch nicht wirklich Fuß fassen. Ich konzentriere mich daher in diesem Artikel auf die Plattform Draftkings, da diese eine große Anzahl an Nutzern hat und als einzige US-Plattform von Deutschland aus spielbar ist. Ich werde im Folgenden erläutern was DFS ist und was ihr dabei beachten solltet.
Wir bauen momentan eine deutsche DFS Community auf, in der Anfänger willkommen sind und einiges für das alltägliche DFS-Leben an die Hand bekommen. Wer daran partizipieren will und mitdiskutieren möchte kann sich bei Discord anmelden und dem DFS-Channel beitreten. Wer darüber hinaus direkt in die DFS Welt eintauchen will, kann sich direkt bei Draftkings registrieren.
Wie funktioniert DFS?
Kader im DFS
Die Besonderheit am DFS ist, dass – im Gegensatz zum klassichen Fantasy Football – in diesem Format jede Woche ein neues Team gedraftet wird. Dabei steht euch der gesamte Spielerpool der NFL zur Verfügung. Die Plattform stellt euch eine bestimmte Menge an fiktiven Dollar zur Verfügung und die Spieler sind entsprechend ihrer Projection mit diesen Dollars bewertet. Die Schwierigkeit für euch ist es also ein Team zu finden, welches unter Berücksichtigung des “Cap Space” die bestmögliche Fantasypunktzahl erbringt. Doch das alleine reicht noch nicht. Schließlich tretet ihr gegen andere User an, die dasselbe tun. Demnach müsst ihr ebenfalls antizipieren welche Spieler vom Markt eher unterbewertet oder eher überschätzt werden.
Der sog. “Account for Ownership” sagt euch wie viele Teilnehmer einen Spieler bereits im Lineup haben. Ein niedriger Account for Ownership ist demnach positiv für euch, da ihr mit diesem Spieler potentiell viele Teilnehmer hinter euch lassen könnt. Zum Account for Ownership erfahrt ihr im nächsten Artikel mehr. Zunächst sei gesagt, dass ihr so Sleeper finden könnt, die sonst keiner im Kader hat. Damit könnt ihr den Tagessieg (der des Öfteren mehrere Tausend Euro beträgt) davon tragen.
Auf Basis dieses Wissens stellt man sich nun ein Team zusammen, welches in der Regel aus folgenden Positionen besteht:
- 1 QB
- 2 RB
- 3 WR
- 1 TE
- 1 FLEX
- 1 D/ST
Zur Zusammenstellung dieses Teams habt ihr in der Regel $50.000 an Startkapital, welches ihr verwenden dürft. Letzteres ist auch der erste Tipp, den ich jedem Einsteiger an die Hand geben kann. Man versucht automatisch sein Geld so auszureizen, dass man es größtenteils ausgibt. Das ist auch völlig richtig. Nehmen wir jedoch an, dass ihr bspw. $500 übrig habt, nachdem ihr DK Metcalf für $4.000 im Roster habt. Gleichzeitig steht für $4.500 Stefon Diggs zur Verfügung und ist höher projected. Da wir noch keine Meldung darüber erhalten haben, dass Jake Fromm in Woche 1 starten soll, sind wir alles andere als begeistert über diese Auswahl. Nur, weil ein Spieler mehr kostet und ihr vermeintlich Geld “verbrennt”, muss es nicht immer besser sein den teureren Spieler vorzuziehen. In untenstehendem (fiktivem) Beispiel zeige ich ein mögliches Lineup für die Woche 1 der NFL Saison 2020.

Punktevergabe im DFS
Die Punktevergabe im klassischen DFS ähnelt dem des üblichen Points per Reception (PPR) Formats. Das heißt es wird jede Reception mit einem Extrapunkt belohnt. Wer mehr über generelles Scoring im Fantasy Football wissen will, ist bei Florian und seinem Artikel zum Scoring gut aufgehoben. Beim DFS kommt eine Besonderheit im Gegensatz zum PPR-Format ins Spiel. Es gibt Bonuspunkte für besondere Leistungen im Passing, Rushing und Receiving an einem Spieltag. Eine detaillierte Auflistung der Scoring Settings findet ihr bei Draftkings. Die Bonuspunkte bemessen sich wie folgt:
- 300+ Yards Passing – 3 Bonuspunkte
- 100+ Yards Rushing – 3 Bonuspunkte
- 100+ Yards Receiving – 3 Bonuspunkte
Das wertet nicht nur generell die Spieler auf, die viele Yards kreieren, es gibt euch vor allem mit Dual Threat Spielern einen enormen Vorteil. Ein Lamar Jackson kann euch bspw. in einer Woche alleine 6 Bonuspunkte sichern, weil er für 300 Yards passt und dazu noch für 100 läuft. Christian McCaffrey hat in der Saison 2019 in der Hälfte seiner Spiele drei Bonuspunkte geliefert. Natürlich fließt dies in die Projections ein und wird damit auch im Budget eingepreist. Es gilt hier Spieler zu finden, die am Wochenende die Nummer 1 ihres Teams sein werden, einen niedrigen Account for Ownership haben und euch damit den entscheidenden Vorteil verschaffen.
Worauf muss man bei den verschiedenen Contests achten?
Um an Contests teilzunehmen ist es wichtig zu verstehen worum es in diesem überhaupt geht. Denn dort gibt es diverse grundlegende Unterschiede, auf die ich später eingehen werde. Zunächst schauen wir uns in Abbildung 2 die Contest Lobby des Anbieters DraftKings an.

Dabei konzentrieren wir uns auf den grau unterlegten Bereich in der Bildschirmmitte. Links und Oben sind diverse Filtermöglichkeiten, die uns zunächst nicht interessieren. In der Contest Lobby sieht man den Namen des Contests, die Art des Contests (Style), die Entry Fee, den Preispool, die gesamten Entries und das Startdatum. Sobald ihr auf den Contest klickt, könnt ihr zudem die Payout Struktur und die Einstellungen zu Regeln und Punktevergabe sehen (Abbildung 3).
Besonders die Payout Struktur ist wichtig bei der Zusammenstellung eures Rosters. Bei einem großen Preispool, der gleichmäßig an viele Teilnehmer ausgeschüttet wird, möchtet ihr wahrscheinlich die besten Spieler für den Floor aufstellen. Wohingegen ihr bei Contests mit großen Preispool, der an wenige Teilnehmer in der Spitze ausgeschüttet wird eher auf die Spieler mit Upside setzt. Doch dazu im nächsten Artikel mehr. Die Punktevergabe kann mitunter je nach Contest variieren, weshalb es wichtig ist zumindest einen oberflächlichen Blick auf den Reiter zu werfen.

Darüber hinaus ist es möglich nach speziellen Teilnehmern, den sog. “Entrants” zu filtern. Solltet ihr bspw. den weltbesten DFS-Spieler awesemo in eurem Contest finden, ist dies ein Zeichen dafür, dass es ein Contest für Fortgeschrittene sein könnte.Die wichtigsten Punkte auf die man in der Contest Lobby achten sollte sind zusammengefasst folgende:
- Regeln & Scoring
- Entries
- Preispool
- Payout Struktur
Im nächsten Kapitel gehe ich auf die diversen Arten der Contests ein. Dabei werde ich detailliert erläutern, warum die o.g. Punkte essentiell für jede Teilnahme sind.
Arten des DFS
Es gibt im DFS nicht die eine Aufstellung für das eine Format. Über die Jahre haben sich die verschiedensten Arten an Contests gebildet, in denen man teilnehmen kann. Was das für Arten sind und wie diese sich unterscheiden werde ich im Folgenden erläutern.
Big Tournaments & Guaranteed Prize Pool (Tournament und GPP)
Wie der Name schon vermuten lässt, sind Big Tournaments Turniere mit mehreren Tausend Teilnehmern. Mitunter können es hierbei mehrere zehn- oder sogar hunderttausende andere Mitspieler werden. Der Entry Fee ist bei dieser Art gering und der Preispool aufgrund der Masse sehr hoch. Diese Form des DFS würde ich für Anfänger nicht empfehlen, da dort eine Vielzahl von hauptberuflichen DFS-Spielern mitspielt, die bspw. eigene Modelle zur Vorhersage der Fantasyleistung bilden. Dennoch ist es durch den geringen Entry Fee durchaus reizvoll auch als Anfänger bspw. beim wöchentlichen Showdown für $3 ein Lineup zu stellen. Dabei sollte man natürlich nie sein Bankroll-Management aus den Augen verlieren. Was es damit auf sich hat erläutere ich in einem späteren Abschnitt.
Qualifiers / Satellites
Bei dieser Form handelt es sich um ganze Turnierformen im DFS Format. Mit einem Sieg in diesem Format sichert man sich statt Geld das Recht am Eintritt in höher dotierten Contests. Es gibt bspw. die Möglichkeit in einem Qualifier mit dem Entry Fee von $10 teilzunehmen. Dieser Qualifier sichert als Preispool ein Entry zu einem Contest mit $100 Entry Fee. Somit könnt ihr als Gewinner dieses Contests am $100 Contest teilnehmen und habt (zugegebenermaßen in einer Milchmädchenrechnung) dementsprechend $90 gewonnen. Dieser Contest für $100 sichert dabei natürlich weitaus höhere Preise als es ein Contest mit $10 Entry Fee je könnte.
50/50-Contests / Double-Up Games (Cash Games)
Neben den GPP und Tournament Contests sind die Double-Ups der größte Bestandteil des DFS. Vorsicht, diese Contests bezeichnet man in der Regel als “Cash Games”. Warum nicht alle Contests Cash Games sind, wenn man Cash einsetzt, konnte mir bisher noch keiner erläutern. Diese Contests sind darauf ausgelegt den Einsatz zu verdoppeln oder zu verlieren. Ähnlich also wie Schwarz oder Rot beim Roulette. 50% der angemeldeten Teilnehmer (sofern man den sog. “Rake”, also die Gebühr, außer Acht lässt) gewinnen dabei und der Rest geht leer aus.
Showdown und Showdown Captain Mode
Beim Showdown Contest setzt man das Lineup nur für eines oder mehrere bestimmte Spiele. Zum Thursday Night Football (TNF) kann man in der Regel bspw. mittels Showdown Captain Mode einem Format beitreten, bei dem man einen Spieler zum Captain setzen darf. Dieser Spieler erzielt dann anderthalbfache Punktzahl. Beim TNF Captain Showdown darf man dann bspw. eine Superflex Position und fünf weitere Flex Positionen besetzen. Ich habe dabei schön öfters Contests gesehen, bei denen das siegreiche Lineup aus einer D/ST als Captain bestand.
Head to Head
Beim Head to Head handelt es sich um einen Contest im eins gegen eins. Hier spielt man wie in regulären Fantasy Ligen gegen nur einen Gegner und kann entweder seinen Gewinn verdoppeln oder den Einsatz verlieren. Böse Zungen behaupten es wäre das Double Up des kleinen Mannes. Da man auf Draftkings auch selbst Contests erstellen kann ist ein Headt to Head gegen Freunde sehr gut geeignet um einen Einstieg in die Materie zu finden. Ebenfalls bei Yahoo sind diese Head to Head Matchups ohne Einsatz möglich.
Die Kunst des Daily Fantasy Football – Wie sollte man spielen?
An dieser Stelle muss man – wie immer wenn es um den Einsatz von Geld geht – sagen, dass Spielsucht zu einem Problem werden kann. Deshalb ist es unerlässlich ein adäquates Bankroll Management zu betreiben. Dieses soll darauf abzielen sich seine Vernunft ständig zu vergegenwärtigen. Zu diesem Thema wird Fabian aus dem Bereich Sportwetten demnächst noch einen detaillierteren Artikel verfassen. An dieser Stelle möchte ich nur sagen: Setzt euch pro NFL-Saison ein festes Limit und trackt dieses über die Wochen.
Mit welchen Contests sollte ich starten?
Zunächst müssen wir das nun als Deposit hinterlegte Geld verteilen. Wie wir bereits wissen geht das in GPP & Tournament Contests oder in Cash Games. Im DFS muss man sich ständig vergegenwärtigen gegen wen man spielt. Es gibt im DFS drei Arten von Spielern:
- Der Gelegenheitsspieler: Ihm ist egal was mit seinem Einsatz passiert. Er hat mal von einem Bekannten was von DFS gehört und möchte das hin und wieder mal ausprobieren um mitreden zu können.
- Der informierte und ambitionierte Fantasyspieler: Wenn ihr es bis hierhin geschafft habt, solltet ihr zumindest in diese Kategorie fallen.
- Der Profi: Dieser betreibt DFS hauptberuflich und verdient seinen Lebensunterhalt mit dem Sieg in Contests.
Meine Empfehlung wäre niemals in Kategorie 1 zu fallen. Entweder betreibt ihr DFS ambitioniert, oder lasst es sein. Gelegenheitsspieler werden wöchentlich von Profis gemolken. Sie setzen ihr Geld vor allem in GPP & Tournaments, wo der Einsatz gering, aber die vermeintliche Rendite hoch ist. Genau dort sind aber ebenfalls die Profis am häufigsten vertreten.
Für den ambitionierten Fantasyspieler bietet sich meines Erachtens ein gesunder Mix aus GPP & Tournaments sowie Turnieren an. Ein gesunder Mix bedeutet, dass ihr zunächst mit einem größeren Anteil an Cash Games startet. Diesen könnt ihr im Laufe der Zeit senken. Generell empfiehlt es sich jedoch auch als Profi noch einen Teil in Cash Games investiert zu haben. Der Grund ist, dass in Cash Games viele Spieler mit hohem Floor wertvoll sind. Diese sind in der Regel gut vorhersehbar und durch die Informationen bei Lead Blogger und bei Upside werdet ihr stets bestens informiert in die Woche starten. Die Wahrscheinlichkeit ein Cash Game mit Gewinn abzuschließen und seinen Einsatz damit zu verdoppeln ist also weitaus größer als beim GPP & Tournament. So könnt ihr eure Bankroll stetig vor dem Austrocknen hindern und im besten Fall sogar erweitern.
Daily Fantasy Sports – Ein unterschätzter Bestandteil des Fantasy Football
Daily Fantasy Sports ist in Deutschland aufgrund der geringen Bekanntheit und des Anbietermonopols noch nicht weit verbreitet. Mit dieser Serie an Artikeln hoffe ich dazu beizutragen, dass sich das ändert. Die vielzähligen Facetten des DFS sind jedenfalls bereichernd für jeden Fantasy-Alltag. Auch Neueinsteiger werden ihren Platz in der DFS Welt finden, sofern sie sich an die Empfehlungen halten und nicht zum Gelegenheitsspieler werden.
Ich hoffe vor allem dargestellt zu haben, dass sich DFS gar nicht so sehr von eurer wöchentlichen Arbeit, dem Stellen des Lineups in euren Ligen, unterscheidet. Wer den nächsten Schritt wagen will kann sich mit den diversen Arten von Contests auseinandersetzen. Wichtig ist es zu beachten, dass ihr dabei unterschiedliche Kader für unterschiedliche Contests stellen solltet. Warum es sogar Sinn macht unterschiedliche Lineups in ein und demselben Contest zu stellen erläutere ich euch im nächsten Artikel. In der Zwischenzeit könnt ihr euch auch gerne die Upside Folge zum Thema DFS gemeinsam mit meinem Kollegen Marvin anhören:
Danke für die Einführung in die DFS. Könnte mir gefallen.
Ich sehe, gerade bei den Turnierformen, viele Parallelen zum Online-Poker, deshalb eine Frage: Wie ist es mit der Legalität in Deutschland? Dass ich Draftkings von DE aus spielen kann, schreibst du ja, aber darf ich auch? Oder ist es eine Grauzone?
Beim Pokern gibt es oft besondere Boni zum Anmelden, oft auch als Affiliate oder ähnliches. Hier auch? Falls ja, würde ich mich natürlich gerne über einen Link von dir/euch anmelden.
Sorry für die späte Antwort!
Draftkings ist völlig legal für uns. Im Jahr 2017 haben sie eine Glücksspiellizenz in Malta erhalten und sind damit in der EU unbedenklich.
Also viel Spaß 🙂
Das mit dem Link ist ein sehr netter Hinweis, vielen Dank dir!
https://de.draftkings.com/r/Templer23