Kaum ein College Football-Programm ist so schillernd wie die Texas Longhorns: Das orangenfarbene Logo des Longhorn-Rindes gehört zu den ikonischen Symbolen des College Footballs. Der Slogan “Horns up!” mit dem entsprechenden Handzeichen kennen dank diverser Filme und Serien mit College-Bezug wohl auch viele Football-Unkundige. Die Traditionen und Geschichten sind zahlreich und ziehen sich bis in die jüngste Zeit: etwa der umstrittene School-Song “The Eyes of Texas”, der im Zuge der Black Lives Matter-Proteste aufgrund seiner rassistischen Genese kritisiert wurde, nun aber vorerst beibehalten wird. Oder das lebende Longhorn-Maskottchen Bevo, das vor dem Sugar Bowl-Duell gegen Georgia 2019 die kleine Bulldogge Uga spontan attackierte und damit einen Vorgeschmack auf das folgende Spiel gab. So oder so: Texas ist ein absoluter Blaublüter im College Football und polarisiert wie sonst vielleicht nur noch Notre Dame.
Doch wer sich jetzt einen prall gefüllten Trophäenschrank vorstellt, muss zumindest partiell enttäuscht werden. Texas hat ‘nur’ vier National Championships erringen können. Drei davon gewannen die Longhorns unter ihrem legendären Head Coach Darrell Royal (der von 1957 bis 1976 das Zepter führte): 1963 noch mit einer damaligen Pro Style-Offense, 1969 und 1970 nach einer Umstellung auf die Wishbone-Offense. Es gehört allerdings auch zur Historie, dass die Texas-Teams der 1960er Jahre noch nicht integriert waren und nur aus weißen Footballspielern bestanden.
Texas in der Big 12
Von 1915 bis 1995 spielten die Longhorns in der Southwest Conference (SWC). Nach deren Ende schloss man sich mit einigen anderen texanischen Teams der Big Eight Conference an – nun unter dem Namen Big 12. In der für heutige Zeiten langen Ära von Head Coach Mack Brown (heute wieder bei North Carolina) gelang den Longhorns 2005 ein weiterer Triumph – und was für einer: Im Rose Bowl besiegte man das als übermächtig eingestufte Team von USC, den National Champion der beiden vorangegangenen Spielzeiten. Ganz subjektiv ist der 2006er Rose Bowl das beste College Football-Spiel, das ich live gesehen habe. Der entscheidende Touchdown-Lauf des überragenden Quarterbacks Vince Young bei 4th and 5 dürfte wohl der bekannteste Spielzug in der Geschichte der Longhorns sein:
Doch seitdem ging bei den großen Longhorns nicht mehr allzu viel. Man qualifizierte sich 2009 mit einem hingewürgten Sieg im Big 12-Championship Game noch einmal für das BCS Championship Game gegen Alabama. Dort verletzte sich QB Colt McCoy allerdings früh, und die Longhorns waren letztlich chancenlos. Seit jenem Jahr wartet Texas auf eine weitere Big 12-Championship. Eigentlich undenkbar.
Ein enttäuschendes 2019
Nach Browns Rücktritt und einem erfolglosen Intermezzo unter HC Charlie Strong sollte unter dem aktuellen HC Tom Herman alles besser werden. Bereits im zweiten Jahr seiner Amtszeit erreichten die Longhorns 2018 das Big 12-Championship Game. Zwar verloren sie gegen Dauerrivale Oklahoma, doch der Sieg im Sugar Bowl gegen Georgia weckte große Hoffnungen für 2019, zumal ein Großteil der Spieler zurückkehren würde.
Aber wer dem mantra-artig wiederholten Slogan “Texas is back!” Glauben schenkte, irrte: 2019 entpuppte sich mit einer Bilanz von 8-5 als herbe Enttäuschung. Während die Offense sich sogar verbesserte (Rang 10 nach SP+, Rang 17 nach Punkten pro Spiel), brach die Defense völlig ein mit absolut desaströsen Platzierungen: #68 nach SP+, #65 nach zugelassenen Punkten. Das Tape sah übrigens nicht wirklich besser aus. Herman entschloss sich zu einem radikalen Schnitt und tauschte gleich beide Coordinatoren aus. Texas wird 2020 also zumindest schematisch ein neues Gesicht bekommen.
Die jahrelangen Probleme von Texas liegen allerdings tiefer. Der Bundesstaat Texas bringt jährlich die besten Highschool-Spieler des Landes hervor. Das Programm Texas schafft es zwar selbst in schwächeren Recruiting-Jahren, sich beträchtliches Talent zu sichern. Woran es seit langem hapert, ist die Spielerentwicklung. Normalerweise müssten sich die Longhorns als größtes Footballprogramm des Staates konstant unter den Top 10 des Landes aufhalten. Gelungen ist das jüngst viel zu selten.
Wie sieht es nun diese Saison aus? Ist endlich einmal mehr drin als nur die Kronprinzenrolle der Big 12? Kann man den mächtigen Oklahoma Sooners gefährlich werden?
Texas Offense
In den letzten zwei Saisons hatte Herman das Playcalling von seinem OC Tim Beck übernommen. Nun entschied er aber, es wieder abzugeben, um sich mehr auf das Team als Ganzes fokussieren zu können. Als neuen Offensive Coordinator wählte er Mike Yurcich, in gleicher Funktion zuvor lange für Oklahoma States spektakuläre Air Raid-Attacken verantwortlich. Letzte Saison zeichnete er sich für das Passing Game der Ohio State Buckeyes verantwortlich und entwickelte Justin Fields zu einem absoluten Top-Quarterback.
Yurcich wird eine Spread-Offense mit nach Austin nehmen, die sich in einigen Bereichen von jener Hermans unterscheidet. Er legt Wert auf höheres Tempo als Herman und Beck. Zudem verriet er, dass er die Offense in punkto Formationen variabler gestalten möchte. Herman setzte fast ausschließlich auf Aufstellungen im 11-Personnel (1 RB, 1 TE, 3 WR). Die vordringlichste Aufgabe hat allerdings weniger mit Formationen oder Schemes zu tun: Yurcich muss es gelingen, QB Sam Ehlinger ein wenig zu entlasten, über den viel zu viel lief. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Abgänge
Die Offense muss nur wenige Abgänge verkraften, die haben es aber in sich: Mit Slot-WR Devin Duvernay (3rd round Pick der Ravens) und dem hünenhaften Outside-WR Collin Johnson (5th round Pick der Jaguars) fehlen den Longhorns ihre beiden besten Passempfänger. Insbesondere Duvernay und seine 106 Catches werden kaum zu ersetzen sein. Mit ihm visierte QB Ehlinger deutlich mehr die Feldmitte an, und Duvernays Yards after Catch-Skills sorgten regelmäßig für Big Plays aus vermeintlich ungefährlichen Situationen.
Insgesamt sind in der Offense wirklich nur diese beiden Schlüsselspieler zu ersetzen. Die Ausgangslage könnte also bedeutend schlechter sein.
QB Sam Ehlinger
In den letzten zweieinhalb Saisons war Sam Ehlinger die Offense der Longhorns, und das trotz einiger sehr guter Skillplayer. Ehlinger ist ein echter Leader, der in Longhorns-Bettwäsche aufwuchs und bis zum letzten Blutstropfen für dieses Programm kämpfen würde. Doch in den letzten Jahren hat man den bulligen Quarterback insbesondere im Laufspiel ein wenig verheizt. 2017 lief er teamintern mit Abstand am häufigsten, obwohl er nur etwa die Hälfte der Spiele absolvierte. 2018 waren es 164 Läufe, 2019 mit erneutem Team-Bestwert 163 Läufe. Dazu kommt: Dies waren nicht überwiegend Scrambles in den freien Raum, sondern viele geplante Läufe auch in Short Yardage-Situationen: Zone Read, designed Quarterback Draws, Power Runs. Ehlinger ist ein tougher Quarterback, der die Schulter runternimmt und die dreckigen Yards holt. Nur hinterlässt das eben Spuren. Daher sollte es nun mehr Unterstützung durch die ‘echten’ Running Backs geben.
Im Passspiel hat sich Ehlinger sukzessive verbessert (2019: 65.2% Completions, 3663 Pass Yards, 32 TDs, 10 INTs). Mag sein, dass er nicht der große NFL-Prospect werden wird, da sein Arm vielleicht zu limitiert und sein Pocket-Verhalten zu erratisch und unorthodox ist. Zudem fehlt es ihm ein wenig an der nötigen Genauigkeit, auch sein Decision Making bräuchte Verbesserung. Für eine College Spread-Offense ist er aber dennoch eine sehr gute Option. Er versteht es, seine Receiver in Szene zu setzen (gerade am Perimeter) und kann aufgrund seines Improvisationstalents Plays regelmäßig am Leben erhalten. Möglicherweise kann Yurcich ihn in einigen neuralgischen Bereichen ja noch weiter nach vorn bringen.
Offensive Line
Eine der wenigen positiven Überraschungen der vergangenen Saison war die Leistung der O-Line. Sie hielt Ehlinger den größten Druck vom Hals – wobei der dazu tendiert, den Ball gelegentlich ein wenig lang zu halten – und öffnete größere Lücken im Running Game als die Jahre zuvor. Mit LT Sam Cosmi hat man einen der besten Tackles im College Football, der auch in der Draft bereits früh Interesse hervorrufen dürfte. Cosmi ist ein sehr athletischer Liner, der noch etwas roh in einigen technischen Bereichen ist. Verfügt über gute Stärke im Oberkörper und Händen und zeigte im Run Block klare Verbesserungen. Gemeinsam mit dem erfahrenen Center Derek Kerstetter wird er die Line zusammenhalten.
Skillplayer
Trotz der Abgänge von Duvernay und Johnson ist hier einiges Talent vorhanden. Der große und physische WR Brennan Eagles zeigte letzte Saison einige Qualitäten (auch downfield) und wird einen Teil des Aufgabenbereichs von Johnson als Perimeter-Receiver übernehmen. Außerdem bekam Texas hier Zuwachs durch den hochtalentierten Transfer Tarik Black von Michigan. Black hatte quasi seine gesamte College-Karriere mit schlimmen Verletzungen zu kämpfen. Wenn er wirklich fit ist, gehört er meiner Ansicht nach zu den besten Receivern der Big 12. Die contested Catches von Eagles und Black an der Seitenlinie dürften eine große Rolle spielen.
Im Slot soll Jake Smith an seine guten Ansätze aus 2019 anknüpfen. Und dann ist da noch der explosive Joshua Moore, der nach einer Saison Suspendierung zurückkehrt. Er zeigte im ersten Saisonspiel gegen UTEP, dass er einer der X-Faktoren der Offense sein könnte. Der ehemalige 5-star WR Jordan Whittington wird nach verletzungsbedingtem Ausfall in seiner Freshman-Saison ebenfalls zu beachten sein. Gut möglich, dass diese Truppe zumindest in der Tiefe sogar an Qualität zugelegt hat.
Laufspiel: Mehr Entlastung für Ehlinger?
QB Ehlinger wird sicher weiterhin prominent ins Laufspiel eingebunden. Dennoch verfügt Texas über seine tiefste Running Back-Unit seit Jahren, so dass man seine Läufe erheblich reduzieren könnte. Keaontay Ingram ist ein kräftiger physischer Runner, der aber auch mal ins Receiving eingebunden werden kann. Die Entdeckung der vergangenen Saison war Roschon Johnson: eigentlich ein 4-star dual-threat Quarterback, der aufgrund von Verletzungen kurzerhand auf Running Back umgeschult wurde und ziemlich überzeugte. Den größten Hype bekommt allerdings true Freshman Bijon Robinson, der am höchsten gerankte Running Back des letzten Recruiting-Jahrgangs. Ihn konnten die Longhorns ein wenig überraschend von sich überzeugen. Robinson könnte der Offense mit seiner Explosivität und seinen Receiving-Skills eine zusätzliche Dimension verleihen.
Texas Defense
Nach der desaströsen 2019er Saison steht der Longhorns Defense eine größere Umstellung bevor. 2019 spielte man unter DC Todd Orlando seine spezielle 3-3-5 Version mit vielen Tite Fronts und two-gapping vorne und einer Base Quarters-Coverage meist aus Off. Neuer Defensive Coordinator ist Chris Ash, zuvor erfolgloser Head Coach bei Rutgers, was aber nicht seine alleinige Schuld war. Herman kennt ihn bereits aus gemeinsamen Zeiten bei Iowa State und Ohio State.
Ash lässt eine 4-3 bzw. 4-2-5 mit einigen Hybrid-Elementen spielen. Er bevorzugt aggressivere Coverage mit einigen Man- und Press Zone-Elementen. Die Safeties haben eine hohe Verantwortung, da sie neben ihren Verantwortlichkeiten in der Run Defense zudem innen eine Absicherung in Form von Bracket-Coverage gegen die jeweils tiefste Route der Receiver auf der jeweiligen Seite darstellen (eine Strategie ähnlich der Auburn-Defense). Diese Defense versucht den Gegner nach innen (Richtung “traffic”) zu lenken und setzt verstärkt auf Speed auf allen Ebenen des Feldes. Ash hat gleich einige Spieler eine Ebene nach vorne beordert, also aus der Secondary zu den Linebackers bzw. von den Linebackers in die D-Line. Diese Positionsverschiebungen verdeutlichen seinen Ansatz recht gut.
Allerdings ist auch klar: Lassen sich die grotesken Schwächen im Tackling nicht abstellen und weist die Secondary wieder so riesige Abstimmungsprobleme auf, nützen alle Schemes herzlich wenig. Immerhin zeigten sich positive Ansätze im Alamo Bowl gegen Utah, in dem Ash bereits die Defense übernehmen durfte und nur 10 Punkte zuließ.
Abgänge
In der Defense sind die Abgänge ebenfalls nicht gerade zahlreich. Größter Verlust ist eindeutig S Brandon Jones (3rd round Pick der Dolphins), der mit seiner Spielintelligenz und seinem Tackling deutlich herausstach. Vorne muss DL Malcolm Roach (UDFA Saints) ersetzt werden.
Schlüsselspieler Defense
In der D-Line wird der massige Ta’Quon Graham nun dauerhaft nach innen rutschen. Er erzielte 2019 immerhin 10.5 Tackle for Loss und fand sich regelmäßig im Backfield wieder. Star der D-Line wird jedoch der Hybrid-Rusher Joseph Ossai sein, dem ich den absoluten Durchbruch vorhersage. Ossai spielte letzte Saison Off-Ball Linebacker, wird nun aber mehr Passrush-Aufgaben wahrnehmen. Er ist ein extrem athletischer Spieler, der als Chase & Hit-Linebacker eine große Reichweite besitzt und viel Feld abdecken kann. Mit seiner Explosivität und seiner exzellenten Quickness hat er aber auch enormes Potenzial als Edgerusher. Ossai könnte sich zu einem echten Difference-Maker entwickeln. Bereits letzte Saison erzielte er die meisten Tackles, die meisten Tackles for Loss und die meisten Sacks (wovon allerdings gleich drei in seiner neuen Rolle im Bowl-Game zustande kamen). Ossai hat das Potenzial zu einem enorm variabel einsetzbaren Defender – auch für die NFL. Watch out.
Die Linebacker-Crew ist etwas undersized, bringt dafür jedoch einige Athletik mit. DeMarvion Overshown ist ein ehemaliger großer Safety, der – wie Ossai – nun eine Reihe weiter vorne spielen wird. Juwan Mitchell wollte eigentlich transferieren, entschied sich dann aber doch um. Er speckte einige Pfunde ab, um den neuen Anforderungen zu entsprechen. Er ist für die Mitte vorgesehen.
Secondary: Immer noch das Sorgenkind?
Die größte Verbesserung muss von der vormals löchrigen Secondary – und hier insbesondere den Cornerbacks – kommen. Trotz des Verlusts von S Jones ist hier eigentlich genügend Talent vorhanden. Doch der Unterschied zwischen Talent bzw. Rankings und Leistung auf dem Feld war eben das größte Problem von Texas in den letzten Jahren.
S Caden Sterns ist neben Ossai der wohl beste Verteidiger der Longhorns. Sterns kann als Centerfielder oder in 2-high Safety-Formationen gleichermaßen gut eingesetzt werden. Er besticht durch starke Pass-Coverage, ist sehr diszipliniert und spielintelligent in Zone, hat allerdings auch die Wendigkeit und das Footwork für Man Coverage. Ein paar Schwächen im Run Support und Tackling sind bislang allerdings geblieben.
Bei den Cornerbacks ist am ehesten auf D’Shawn Jamison zu achten. Er gefiel mir in einigen Spielen recht gut und zeigte echte Playmaker-Qualitäten, muss aber noch an Konstanz gewinnen. Ihm gelang eine der besten Interceptions, die ich in der vergangenen Saison gesehen habe.
Irgendwie habe ich im Gefühl, dass er in dieser Saison einen ziemlichen Sprung machen wird. Warten wirs ab.
Insgesamt sieht die Longhorns Defense auf dem Papier erneut relativ verlockend aus. Allerdings traf das in den letzten Jahren öfter zu, ohne dass sich die entsprechenden Erfolge auf dem Feld einstellten. Außerdem ist zu berücksichtigen, dass es vielleicht ein paar Wochen dauert, bis das System von DC Ash vollständig implementiert ist. Eine klare Steigerung sollte dennoch möglich sein, dazu ist das Talent zu groß.
Fazit
Texas kommt mit einiger Erfahrung, aufgrund der neuen Coordinators aber auch einigen Unwägbarkeiten in die Saison. Die Offense um QB Ehlinger sollte gut genug aufgestellt sein, um die Defenses der Big 12 vor Probleme zu stellen. Allerdings ist selbst hier schon noch eine Lücke zu Oklahoma vorhanden. Die Grad der Verbesserungen in der Defense wird entscheidend sein, ob die Longhorns der härteste Konkurrent der Sooners um die Big 12-Krone sein werden.
Wenn ich auch mal eine Frage hier außerhalb des eigentlichen Themas des Artikels loswerden dürfte.
Ich habe schon mehrmals versucht, mich für euren Newsletter anzumelden, aber irgendwie passiert da gar nichts, außer dass ich registriert werde.
Gibt es den überhaupt oder liegt das evtl. an meiner E-Mail-Adresse, die im Spam-Filter feststeckt?
Ansonsten alles prima hier!
Hallo Holger,
soweit ich sehen kann bis du in unserer Liste aufgenommen. Bisher haben wir aber noch keinen Newsletter veröffentlicht da uns schlicht und einfach die Zeit fehlt. Ich denke während der Season ist der Newsletter auch eher zweitrangig und wir werden ihn mehr in der Off-Season als Kommunikationsmittel nutzen.
Entschuldige bitte, dass ich hier mit so einem Meta-Thema reingrätsche:
Habt Ihr derzeit wirklich uneingeschränkt Spaß am College Football?
Ich frage, weil mich ganz persönlich das fatal an die Zeit im europäischen Lockdown erinnert, in der die Welt der schwachsinnig Sportverrückten erfreut festgestellt hatte, dass bei Vodka-Alex noch der Ball rollt. Und die Losung “kein Virus überlebt eine Eishalle” mir ein nicht uninteressantes weißrussisches Hockey-Final bescherte. In das reinzugucken ich aber nie länger als ein paar Minuten ausgehalten habe. Einfach, weil ich mir vorkam wie ein Zuschauer bei “Running Man”. Ich bin nicht der moralischste Mensch, den ich kenne, und ich verurteile wirklich niemandem, der damals mangels Alternativen weißrussischen Sport geguckt und/oder auf ihn gewettet hat. Aber auf mich wirkte das damals sehr unsympathisch.
Und ist das angesichts der Situation in den USA aktuell nicht mindestens vergleichbar?
Auch da verurteile ich bitte niemanden und will auch gar nicht moralisch daherkommen (diese Auseinandersetzung würde ich sowas von verlieren). Mir geht es wirklich nur um die Frage: Habt Ihr gerade richtig Bock auf College Football?
Oder habt Ihr schon irgendwie Bock, seid Euch aber der Umstände bewusst und schiebt sie halt innerlich beiseite, um trotzdem Spaß dran zu haben (das wäre derzeit übrigens so ungefähr mein Standpunkt bei vielen anderen Dingen, um wirklich letzte Fragen zu moralischen Standpunkten aus dem Weg zu räumen)?
Oder …?
Ich frage auch, weil ich sowohl in dieser Vorschau als auch bei meinem erneuten – von großem Wohlwollen (ich sagte das irgendwo schon mal) begleiteten – Besuch auf dieser Website nirgendwo eine Erwähnung der Pandemie oder irgendwas “was wäre, wenn die Situation eskaliert” gefunden habe (als oberflächlicher Besucher lasse ich mich sehr gerne korrigieren).
Wie gesagt: Alles kein Vorwurf. Ich frage aus persönlichem Interesse. Und wenn Du und Ihr das nicht beantworten wollt, ist das für mich auch okay.
ps: Seid Ihr sicher, dass ihr dieses unangenehme “Finde alle Bilder mit xy”-Captcha braucht? Bitte nicht als Kritik verstehen, ist eure Party und ich werde Euch nicht reinreden.
Hi Sternburg,
ganz stimmt es nicht, dass wir die Pandemie außen vor gelassen haben. Eine Auswahl allein aus der College-Football-Rubrik zum Thema:
1) Ein paar einführende Dinge: https://staging.lead-blogger.de/2020/08/thomas/college-football/am-runden-tisch-college-football-2020-und-das-coronavirus/
2) Die Frage nach dem persönlichen Befinden: https://staging.lead-blogger.de/2020/09/thomas/college-football/wie-geht-es-uns-mit-der-college-football-herbstsaison/
3) Die Auseinandersetzung zwischen Spielern und Verantwortlichen: https://staging.lead-blogger.de/2020/08/thomas/college-football/zum-college-football-nach-der-vereinigung-der-spieler/
4) Die Kultur-Revolution, die auch durch Corona ganz weit nach oben auf die Oberfläche gespült wurde: https://staging.lead-blogger.de/2020/08/jan/college-football/eine-kulturrevolution-im-college-football/
Hallo sternburg,
ich verstehe und teile die meisten deiner Bedenken. Nur – wie schon von Thomas verlinkt – haben wir uns dem Thema hier und anderswo intensiv gewidmet und unsere Probleme mit den Entscheidungen der jeweiligen Commissioners kundgetan.
Wenn ich mir mal eine Gegenfrage erlauben darf: Siehst du diese Bigotterie nur bezüglich College Football oder auch bezüglich der NFL, wo ja nun auch massig Previews auf allen möglichen Seiten zu lesen waren? Oder allgemein für alle Sportarten?
Wenn nicht, dann vermute ich, dass es dir eigentlich um die Bezahlung der Spieler geht (denn ansonsten sind die Ausgangslagen ja ansatzweise vergleichbar). In dem Punkt gibt es hier keine zwei Meinungen, das kann ich dir versichern. Die Spieler müssten schnellstmöglich finanziell beteiligt werden.