A Football Life – Jessica Fehlhaber

Wenn Jessica Fehlhaber nicht gerade Fotomontagen von Peter Neururer erstellt, beschäftigt sie sich vermutlich gerade mit den Philadelphia Eagles oder einer der vielen gescheiterten Konkurrenzligen der NFL.

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Das Projekt Lead Blogger ist entstanden, weil sich Leute aus den verschiedensten Bereichen des American Footballs zusammengetan haben, um auf dieser Plattform ein großes Themenspektrum vielseitig und kompetent abzudecken und sich untereinander zu vernetzen. Wir stellen sie in den kommenden Wochen mit Hilfe von fünf Fragen vor. Heute: Internet-Legende und Philadelphia-Eagles-Anhängerin Jessica Fehlhaber.

Dein erstes Mal im Stadion?

Bezogen auf American Football war das ein Sportplatz im hessischen Gießen, wo ich das Spiel allerdings auf und nicht neben dem Platz verfolgt habe. Bei den Scrimmages im Vorfeld konnte ich nicht mitmachen, nun sollte ich auf dem Platz stehen und war doch reichlich nervös. Gerade weil die ganze Prozedur eines Football-Spiels so viel länger dauert als bei einem Kreisliga-Kick im Fußball. Bereits um 11 waren wir für das 15-Uhr-Spiel vor Ort, da muss man dann schon aufpassen, dass man die Nerven im Griff behält. Zumal wir uns als Gastteam nicht mit Aufbauarbeiten usw. ablenken konnten… Am Ende haben wir verloren. Aber da es das erste Spiel der Vereinsgeschichte war und die meisten von uns nur ein bis zwei Jahre Training kannten, hielt sich der Schmerz in Grenzen. Die Erfahrung zählte.

Wenn du Football spielen würdest: Welche Position wäre es?

Ich schrieb ja schon, dass ich aktiv gespielt habe: Daher Guard. Ich merkte schnell, dass ich den Ball nicht in die Finger nehmen sollte, war schon im Sportunterricht beim Werfen und Fangen reichlich untalentiert. Vom Traum des eigenen Touchdowns verabschiedete ich mich daher sehr früh. Aber es ist auch ein unfassbar großartiges Gefühl, wenn man einen TD erlebt, der durchs eigene Blocking-Verhalten ermöglicht wurde. Football ist eben ein Spiel, das nicht durch Einzelleistungen gewonnen wird – da hat das gesamte Team seinen Anteil.

Welcher Spieler/Trainer/Funktionär hat deine Liebe zum American Football maßgeblich beeinflusst?

Hier habe ich eine ungewöhnliche Wahl: Nick Foles. Ich verfolgte die NFL schon in den 2000ern (zumindest das, was im Free-TV angeboten wurde). So richtig intensiv wurde es aber um 2012, als ich selbst in einen Verein rein bin. Da habe ich angefangen, zur “Weiterbildung” intensiver Football zu schauen und Madden zu spielen. Mein Herz verlor ich an die Philadelphia Eagles, wo Nick Foles gerade seine ersten Spiele bestritt.

Endgültig funkte es dann ein Jahr später bei Foles’ Sieben-Touchdown-Spiel gegen die Raiders. Wir hatten vom Verein aus einen Stand auf dem örtlichen Weihnachtsmarkt. Es war drastisch zu kalt, nur zwei weitere Leute von uns waren da und auf einem Laptop lief eine Aufzeichnung dieses Spiels. Auch wenn mir klar ist, dass Foles weit weg von einem Elite-Quarterback ist, hat er bei mir ewig ein Stein im Brett. Der Super-Bowl-Sieg war dann natürlich die große Krönung dieser Beziehung.

Ansonsten würde ich noch Evan Mathis nennen, den ich bei Eagles-Spielen immer genau verfolgt habe. Gerade hinsichtlich Bewegungsmustern habe ich da versucht, Dinge für mein eigenes Spiel zu übernehmen.

Welche Teams verfolgst du besonders – und warum?

Wie erwähnt die Philadelphia Eagles. Als ich nur die Super Bowls schaute, hatte ich nie wirklich ein Team. Irgendwann entwickelte sich eine Packers-Sympathie. Die Eagles kannte ich zu dem Zeitpunkt noch gar nicht. Erst als ich das Interesse intensivierte, stieß ich auf die und irgendwie verankerte sich mein Herz mit dem damaligen 4-12-Team. Ungewöhnlich ist das für mich aber nicht. Ich wurde im Fußball auch 1995 Fan eines unterdurchschnittlichen Zweitligisten, der danach undenkbar weite Schritte nach vorne gemacht hat (Mainz 05).

Wann hast du beim Football zuletzt geweint? / Dein emotionalster Footballmoment?

Es gab mehrere schöne Momente, aber ich würde lügen, wenn ich nicht den Super Bowl LII nennen würde. Diese ganze Saison war schon schwerst emotional, als sich Wentz verletzte und die Eagles quasi über Nacht vom Favoriten zum Freilos abstürzten. Wie der mehrfach gescheiterte Nick Foles ein Offensiv-Feuerwerk abbrennt, wie eiskalt und respektlos Doug Pederson & Frank Reich waren. Viele sahen die Patriots als deutlichen Favoriten, manche waren sauer, weil die Eagles den möglichen Heim-SB der Vikings versaut hatten – und überhaupt: Da stand ein mittelmäßig begabter Backup auf dem Platz.

Ich hatte mir im Vorfeld eingeredet, dass Philadelphia nichts zu verlieren habe. Aber als es dann immer offensichtlicher wurde, dass die Eagles das nötige Niveau haben, wurde ich unfassbar nervös. Wir schauten das Endspiel mit der Mannschaft zusammen. Ich musste ständig an die frische Luft, um klare Gedanken fassen zu können. Mehrere Drives verfolgte ich, während ich draußen, bei Minusgraden, durch ein großes Fenster auf die Leinwand schaute. Mein tiefsitzender Grundpessimismus wartete ständig auf das Brady Big Play. Aber als Brandon Graham den entscheidenen Fumble provozierte, war ich mir erstmals sicher, dass das echt was wird. Spätestens mit dem Field Goal von Jake Elliott und den acht Punkten Vorsprung konnte ich anfangen, das Spiel gänzlich zu genießen. Wegen der 30-minütigen Heimfahrt konnte ich den Titel nicht ausgiebig feiern, dafür hat der Erfolg aber eine große Genugtuung in mir ausgelöst.

Jessica Fehlhaber bei Twitter folgen.

Texte von Jessica Fehlhaber.

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