Die Miami Hurricanes haben am Donnerstag den Auftakt der ACC-Mannschaften gemacht und UAB parallel zum ersten NFL-Spiel 31-14 geschlagen. Die ersten reinen Conference-Spiele finden jedoch erst heute statt:
- 18:00 #18 UNC – Syracuse
- 20:30 #10 Notre Dame – Duke
- 21:30 Florida State – Georgia Tech
- 01:30 Wake Forest – #1 Clemson
Dazu spielen um 22:00 die Pitt Panthers gegen Austin Peay und um 02:00 Louisville gegen Western Kentucky in so genannten out of conference Spielen.
Doch lasst uns einen allgemeinen Blick auf die ACC-Teams werfen. Clemson und Notre Dame als die beiden Leuchtturm-Programme haben wir schon unter der Woche ausführlich analysiert. Heute geht der Blick vor allem auf die zweite Reihe dieser so oft belächelten Conference.
#1 Die ACC mit Clemson, FSU, Miami – und Notre Dame: Ein Zukunftsmodell?
Jan Weckwerth: Macht Sinn und würde die etwas fußlahme ACC mit Sicherheit aufwerten. Damit würde zudem die oft lästige Sonderbehandlung für Notre Dame endlich wegfallen. Andererseits bin ich kein Freund von diesen Super-Conferences, wie sie sich in den vergangenen 10 Jahren herausgebildet haben. Für mich als Traditionalisten wäre darüber hinaus schade, dass dann notwendigerweise weitere Rivalitäten von Notre Dame wegfallen würden. Irgendwie fand ich die Zeit ganz schön, als sich die Irish eher an die – auch regional näher liegende – Big Ten angelehnt hatten. Aber diese Entwicklung lässt sich nun eh nicht mehr zurückdrehen.
Julian Barsch: Es wäre eine Win-Win Situation für alle Beteiligten – außer vielleicht den sehr traditionellen Notre Dame-Fans. Die ACC wird besser und erhöht durch einen stärkeren Schedule die Chance auf Playoff-Anwärter. Notre Dame bekommt die Möglichkeit, regelmäßig in ein Conference Championship Game zu kommen, wodurch auch die Fighting Irish realistischere Aussichten für die Post-Season haben.
Thomas Psaier: Bitte nein. Zum Chaos im College Football gehörte für mich schon immer, dass es freie Mannschaften wie Notre Dame gibt, die für nix anderes spielen als für sich selbst. Die Marke Notre Dame verlöre als Teil einer Conference wie der ACC an Strahlkraft. Wie auch immer man zu Notre Dame steht: Der Status des letzten großen Independents ist Teil der ganz besonderen Aura dieses historisch wichtigsten College-Football-Programms.
#2 Clemson, dann Notre Dame, dann lange nichts? Wie würdest du die Top ACC-Teams im Vorfeld der Saison 2020 ranken?
Julian Barsch: Ich würde tatsächlich nicht ganz damit übereinstimmen. Clemson ist die klare Nummer eins, da sind wir uns alle einig. Dahinter sehe ich dann aber schon UNC. Sie haben nicht nur den besseren Quarterback, sondern auch den einfacheren Weg ins Championship Game. UNC trifft in der regulären Saison nicht auf Clemson. Danach kommen dann Notre Dame, Miami, Louisville und Virginia Tech. Das größte Upside hat dabei Miami.
Jan Weckwerth: Eher Clemson und dann lange nichts. Notre Dame befindet sich für mich in einem zweiten Tier, in das sich auch andere Teams je nach Form und dem nötigen Quäntchen Glück einfinden können. UNC gehört zu den gehypten Teams, Miami und Virginia Tech könnten ebenfalls mitreden. Und vielleicht kann ja sogar eine starke Offense (Louisville) oder eine starke Defense (Pitt) den jeweils anderen Mannschaftsteil besser ausgleichen als gedacht.
Thomas Psaier: Die #1 ist Clemson in seinem eigenen ACC-Tier. Dann Notre Dame und UNC. Miami, Virginia Tech und, ja, vielleicht auch FSU dahinter als Mannschaften mit Überraschungspotenzial.
#3 Trevor Lawrence ist nicht nur Top-Overall Quarterback-Prospect, sondern auch Gewerkschaftsführer Nummer 1. Wo steht dein Trevor-Lawrence-Schrein?
Thomas Psaier: Der ist noch nicht in Auftrag gegeben, wenngleich es Lawrence als aktuell größtes College-Football-Aushängeschild natürlich hoch anzurechnen ist, Problemen wie der Verarschung der Spieler ein Gesicht zu geben.
Jan Weckwerth: Ehrlich gesagt braucht es für einen Schrein bei mir schon noch etwas mehr. Ich schätze die Bemühungen von Lawrence um eine Vereinigung der verschiedenen Spielerbewegungen, die sich in jüngerer Zeit konstituiert haben. Allein sein Name verleiht den Anliegen eine höhere Sichtbarkeit und damit größere Erfolgschancen. Für einen Schrein kommen derzeit aber eher Spieler in Frage, die sich zum strukturellen Rassismus und (wenngleich seltener) allgemein zu sozialer Ungleichheit schneller, expliziter und radikaler geäußert haben.
Dennoch könnte mit weißen Quarterbacks wie Joe Burrow und Lawrence die langjährige und großflächige Ignoranz dieser Spielergruppe in der NFL ein wenig gebrochen werden. Drücken wir die Daumen.
#4 Jeder kennt Lawrence oder D’Eriq King. Aber wer sind nach den Opt Outs von CB Caleb Farley (Virginia Tech), DE Gregory Rousseau (Miami) und DT Jaylen Twyman (Pitt) die spannendsten Defensiv-Spieler in der ACC?
Julian Barsch: Da muss definitiv Andre Cisco von Syracuse genannt werden. Der Safety kann sowohl tief oder als Rover eingesetzt werden und hat in den letzten beiden Jahren 12 Interceptions gefangen. Der Junior ist meiner Meinung nach ein klarer Kandidat für die erste Runde in der 2021er Draft.
Jan Weckwerth: Auch ohne die genannten Top-Prospect hat die ACC in Sachen Defense einiges zu bieten. Eine sehr unvollständige Liste von vorne nach hinten:
DT Marvin Wilson (FSU): Groß, kräftig und stout genug gegen double Teams, sehr mobil und beweglich, netter Handeinsatz. Noch vor Tyler Davis der beste interior Liner der ACC. Top-Prospect für die Draft.
DE Boogie Basham (Wake Forest): Mächtiger, sehr variabler D-Liner, der von verschiedenen Spots mit verschiedenen Passrush-Techniken gewinnen kann. Auch stark gegen den Lauf. Old-school Liner.
EDGE Quincy Roche (Miami): Transfer von Temple. Speedrush Demon mit Explosivität über außen und erstaunlich ausgefeilten Moves. Jede Menge Big Plays zu erwarten.
LB Jeremiah Owusu-Koramoah (Notre Dame): Ihn habe ich hier genauer vorgestellt.
CB Asante Samuel (Florida State): Starker Cover-Corner mit viel Erfahrung in Man Coverage. Bereits gute Technik – kein Wunder, er ist der Sohn von dem Asante Samuel.
S Paris Ford (Pitt): Recht kompletter Safety mit sehr hoher Intensität. Gute Spielzugerkennung, netter closing Speed und richtig krachende Hits.
Auf die Safeties in der ACC kann man eh mal ein genaueres Auge werfen. Neben Ford stechen unter anderem der hünenhafte Hamsah Nasirildeen (FSU) und Ballhawk Andre Cisco (Syracuse) heraus.
#5 FSU Seminoles: Was muss der neue Head Coach Mike Norvell in der FSU-Offense ändern, damit die endlich zurück in die Spur findet?
Jan Weckwerth: Die Frage ist sicherlich vielschichtig zu beantworten, ich beschränke mich aber mal auf den offensichtlichsten Punkt: O-Line, O-Line, O-Line. Seit Jahren leidet die Offense der Seminoles unter miserablen Leistungen der Blocker in Lauf und Pass. Norvell hat bei Memphis eine Offense gebaut, die es verstand, „in space“ zu agieren und den Skill Playern den Ball mit viel Platz um sie herum zukommen zu lassen. Mit dem großen und enorm schnellen Mismatch-Problem WR Tamorrion Terry und Texas A&M Transfer RB Jashaun Corbin verfügt die Offense über passende Waffen. Wenn Norvell die O-Line zumindest auf durchschnittliche Leistungen kriegt, sollte sich das schnell bemerkbar machen.
#6 Die Lousiville-Offense von Scott Satterfield war spektakulär und punktgewaltig mit einem grundsätzlich lauflastigem Approach. Ein Modell für die Zukunft?
Julian Barsch: Wir konnten im letzten Jahr bereits häufiger sehen, dass so ein lauflastiger Ansatz funktionieren kann. Kentucky war dabei wohl das extremste Beispiel. Es hilft natürlich, wenn man einen athletischen Quarterback wie Micale Cunningham, aber auch einen Receiver wie Tutu Atwell hat. Durch den vielleicht besten in dieser Saison aktiven ACC-Receiver muss das Passing Game nämlich zu jeder Zeit respektiert werden. Dazu kommt noch RB Javian Hawkins, der eines der besten RB-WR Duos im gesamten College Football komplettiert. Satterfield erkennt lediglich die Stärken seines Teams und nutzt das aus. Mit dem Personal sollte das in der ACC zu einem erfolgreichen Jahr ausreichen.
Jan Weckwerth: Satterfield hat in der ersten Saison bei Louisville in der Tat verstärkt auf den Lauf gesetzt, ähnlich wie schon zuvor bei Appalachian State. Ich glaube jedoch nicht, dass er sich weigern würde, häufiger zu werfen. Seine Quarterbacks Puma Pass und Micale Cunningham waren primär dual-threats mit Limitationen im Passspiel. Cunningham hat sich im Saisonverlauf aber gesteigert, so dass ich 2020 eine stärkere Hinwendung zum Pass erwarte.
So oder so dürfte diese Offense spektakulär werden. Zum einen die Zone Read Runs mit Cunningham und dem kleinen, spektakulären Big Play-Runner Javian Hawkins. Zum anderen das Receiving Corps: der noch kleinere und dünnere Speedster-WR Tutu Atwell, der jede Defense einfach überlaufen kann, sowie der größere WR Dez Fitzpatrick, der aber kein reiner Possession-Receiver ist, sondern auch vertikal seine Stärken hat, wie seine über 18 Yards pro Catch belegen. Ist die O-Line einigermaßen auf dem Damm, wird diese Offense richtig viel Spaß machen.
#7 Boston College: „Master of Mediocrity“ Steve Addazio wurde nach sieben Jahren gefeuert. Was bietet Nachfolger Jeff Hafley an, damit es besser wird?
Jan Weckwerth: Zunächst mal bringt Hafley mit Frank Cignetti einen NFL-erfahrenen OC mit, der nicht jedes Play mit seinen Running Backs in vollgestopfte Boxes laufen wird, wie es AJ Dillon und David Bailey ein ums andere Mal tun mussten. Die Offense benötigt dringend eine Modernisierung und „Variabilisierung“.
Zudem scheint mit Hafley auch grundsätzlich ein neuer Wind zu wehen. Über Addazio und seine Menschenführung wurden nach seinem Abgang ja doch einige Storys publik. Hafley gelang es zudem in seinen ersten Monaten, einige begehrte Transfers und Recruits an Land zu ziehen: unter anderem Notre Dame Transfer QB Phil Jurkovec, der nun sogar sofort starten könnte.
Über Hafleys defensive Philosophie mache ich mir ehrlich gesagt eh keine Sorgen, da spricht die letzte Saison bei Ohio State für sich. Ein junger, dynamischer, variabler Coach – ich bin gespannt.
Julian Barsch: Jeff Hafley kam von Ohio State und konnte dies gleich für sich auf dem Transfermarkt nutzen. Spieler wie H-Back Jaelen Gill folgte ihm und könnte direkt einen Impact haben. Der hohe 4-Star Recruit ist enorm talentiert und genau dies sind die Spieler, die für ein Team wie Boston College den Unterschied ausmachen können. Außerdem war Gill nicht der einzige Transfer und in den Recruiting-Ranking steht man mit einer 20 Mann starken Klasse aktuell auf Platz 39. Das ist eine enorme Verbesserung im Vergleich zu 2020.
#8 Was war am typischsten ACC?
- Steve Addazios 44-44 Record in sieben Jahren bei BC
- FSU Quarterback-Sack
- Deep Touchdown gegen Louisville
Jan Weckwerth: FSU Quarterback Sack. Easy.
Thomas Psaier: Nope. ACC war abseits von Clemson ödes Mittelmaß. Also 44-44 Addazio.
#9 Mack Brown scheint UNC schön langsam herumzureißen, auch dank starker und erfahrener Coordinators in Offense (Phil Longo) und Defense (Jay Bateman). Was macht dieses Team aus und kann QB Sam Howell sich sogar in der NFL-Karriereleiter nach oben spielen?
Jan Weckwerth: Viele Fragen auf einmal. Ich versuchs in kurz: OC Longo lässt eine moderne Spread-Offense mit Air Raid-Elementen und einigen RPO-Konzepten und einem sehr variablen Running Game spielen. Für seine Ideen hat er ein hochtalentiertes Arsenal an Skill-Players zusammen: QB Sam Howell, die beiden dynamischen Receivern Dazz Newsome und deep-threat Dyami Brown sowie den stark unterschätzten TE Garrett Walston. Dazu kommen die vielseitig einsetzbaren RBs Michael Carter und Javonte Williams.
DC Bateman präferiert eine aggressive 3-4 Defense mit einer Vielzahl verschiedener Pressures, insbesondere von der Ebene der Linebacker. Dort hat er eine richtig gute Truppe zusammen um den Ex-Quarterback Chazz Surratt in der Mitte und OLB Tomon Fox außen. Aber auch der Rest der Defense ist dafür ausgelegt, den Gegner zu Fehlern zu zwingen und Big Plays sowie Turnovers zu forcieren. Bend but don’t break ist nicht Batemans Devise.
QB Howell hat eine sensationelle Freshman-Saison gespielt. Es war sicher nicht alles perfekt, aber er zeigte echte Playmaker-Qualitäten und regelmäßige Big Time Throws. Könnte sich zu einem der besten Gunslinger im College Football entwickeln. Man muss schauen, dass der Hype nicht überhandnimmt, dennoch ist er bereits jetzt einer der heißeren Kandidaten für die Draft 2022.
Julian Barsch:
Dieses Team hat sich enorm entwickelt und trotz alledem steht und fällt alles mit Sam Howell. Der Sophomore ist bereits jetzt ein Top 10 Quarterback im College Football und könnte mit einer weiteren starken Saison ein Kandidat für einen frühen Erstrundenpick in der NFL Draft 2022 sein. Die Tar Heels bekommen zehn Starter in der Offensive zurück. Sie waren in 2019 nicht nur sehr explosiv, sondern gehörten auch bei der Vermeidung von Ballverlusten zur Top 10 im College Football. All das mit einem Freshman-Quarterback. Sam Howell hat noch einiges in seinem Spiel zu verbessern, aber der größte Sprung kommt im Regelfall auch als Sophomore. Wenn er sich nur ein wenig verbessern kann, dürfte diese Saison erneut erfolgreich werden und könnte sogar im Conference Championship Game enden.
Thomas Psaier: Ganz grundsätzlich ist Mack Brown ein Beispiel, dass „Top-Coach“ im College Football nicht immer eng ans Tagesgeschäft oder das Scheme gebunden ist. Vielmehr ist Brown eher der Typ „Politiker“: Eng vernetzt in der Community und Galionsfigur im Recruiting. Ohne die Einstellung von starken Coordinators funktioniert sein Prinzip nicht.
Doch Punkt ist: Brown hat diese starken Coordinators geholt – und zwar bewusst. Er lässt sie machen – bewusst. Wenn er dann auch noch, wie bei Howell geschehen, den richtigen Quarterback vom großen Konkurrenten FSU loseist, obwohl der dort schon im Wort gestanden hatte, dann haben wir schon einmal drei wichtige Zutaten für ein erfolgreiches Footballprogramm: Offense, Defense, Quarterback.
#10 Virginia Tech Hokies: Wird Justin Fuentes Team nach dem Retirement des legendären Defensive Coordinators Bud Foster nun verstärkt auf die Offense setzen müssen?
Jan Weckwerth: Foster ist für mich einer der herausragenden Defense-Coaches der letzten Jahrzehnte. Sein Retirement wird eine Lücke reißen, auch wenn die Defense in den letzten beiden Saisons nicht mehr ganz so stark wie gewohnt agierte. Es ist also sicherlich nicht verkehrt, das Augenmerk mehr auf die Offense zu legen. Da gab es durch das Transfer-Portal zwar ein Kommen und Gehen, aber es ist einiges Potenzial vorhanden.
Dual-threat QB Hendon Hooker ist unberechenbar in der Pocket und präferiert den tiefen Pass. Nach enttäuschendem Saisonbeginn war er 2019 der entscheidende Faktor für den Umschwung. Mit den exzellenten Transfer-RBs Khalil Herbert (Kansas) und dem von mir sehr geschätzten all-purpose Back Raheem Blackshear (Rutgers) dürfte das Backfield sogar besser aufgestellt sein als 2019. Für die Abgänge bei den Passempfängern stehen talentierte Alternativen bereit. Die O-Line gilt ebenfalls als Stärke. Diese Offense könnte überraschen.
#11 Miami Hurricanes: Die Canes blieben 2019 mit 6-7 erneut unter den Erwartungen. Wie viel besser wird das heuer mit neuem Offensive Coordinator Rhett Lashlee und QB D’Eriq King?
Julian Barsch: Das ist das Jahr, in dem Miami das Talent auf das Spielfeld bringen muss. Rhett Lashlee hat eine hoch explosive Offense mit vielen tiefen Bällen bei SMU gespielt. King hatte vor zwei Jahren bereits eine 50 Tauchdown-Saison und muss nun liefern, wenn er noch für die NFL interessant sein möchte. Die Kombination gefällt mir aber sehr gut und das Talent drumherum ist, vor allem defensiv. Die Offensive Line ist erneut das Fragezeichen, aber auch diese muss sich im Vergleich zu 2019 verbessern. Viel schlechter geht es nämlich nicht.
Jan Weckwerth: Viel mauer als die letzten drei Saisons kanns eigentlich nicht werden. Lashlee ist ein interessantes Signing. Er hat viele verschiedene Einflüsse mitgenommen, von Gus Malzahns Offense bis zur Air Raid-Variante von Sonny Dykes. Bei SMU begeisterte er mit einem Fokus aufs tiefe Passspiel. Mit D’Eriq King wird die Canes-Offense sicherlich ein anders Gesicht haben als SMU mit dem eher immobilen Shane Buechele. Wenn King an seine geniale 2018er Form bei Houston anknüpfen kann: Watch out.
#12 Wie sehr freust du dich auf die Pitt-Defense nach dem Comeback von EDGE Rashad Weaver?
Julian Barsch: Kurze Antwort: Sehr! Auch nach dem Abgang von Jaylen Twyman ist man sehr talentiert und sollte alleine durch diese Unit in vielen Partien kompetitiv sein. Dieses Pitt-Team könnte für die eine oder andere Überraschung sorgen.
Jan Weckwerth: Auch sehr, und das hat noch nicht einmal extrem viel mit Weaver zu tun. Wie Julian schreibt: Pitt stellt insgesamt auf dem Papier eine hochkarätige Defense mit monströsem Passrush. Neben dem wieder genesenen Weaver werden der andere DE Patrick Jones und eine ultratiefe End-Rotation für Druck über außen sorgen. Zudem verfügen die Panthers über eines der besseren Safety-Duos des Landes mit Paris Ford und Damar Hamlin. Gerade Ford ist ein extrem interessanter Spielertyp, der auch im Draft einiges an Interesse generieren dürfte.
#13 Virginia Cavaliers: Wie soll die Cavs-Offense in Jahr 1 nach Bryce Perkins aussehen?
Jan Weckwerth: Gute Frage. So inkonstant und unberechenbar Perkins gelegentlich agierte, lief doch alles über ihn. Sein Nachfolger Brennan Armstrong ist nicht untalentiert, verfügt aber nicht über diese explosive Big Play-Ability von Perkins, die ganze Spiele auf einmal drehen konnte. Ein Anfang wäre es, ihm zur Unterstützung ein Laufspiel zur Seite zu stellen. Perkins musste 2019 auch in diesem Bereich alles alleine erledigen. Da abgesehen von Terrell Jana die verlässlichen Receiver der letzten Saison fehlen, sind die Voraussetzungen insgesamt sicherlich nicht ideal.
#14 Die Georgia Tech Yellow Jackets gehen in ihr zweites Jahr mit Headcoach Geoff Collins. Letztes Jahr strandete er bei 3-9. Hat dieses erste Jahr „post Paul Johnson Flexbone“ irgendetwas ausreichend Aufreizendes gezeigt, weswegen man Georgia Tech noch anschauen sollte?
Jan Weckwerth: Letztes Jahr hat gar nichts gezeigt, das muss man so deutlich sagen. Allerdings war das zu erwarten, da die Umstellung von einer Flexbone auf eine moderne Spread eine der schwierigsten Transitions überhaupt ist. Dies gilt übrigens nicht nur für die Implementierung eines Passspiels, sondern ebenfalls für das Laufspiel, da die Block-Techniken fundamental unterschiedlich sind. Das sah man dann auch zu deutlich auf dem Feld. 2019 hatte Collins schlicht keine Chance, da sich Offense-System und Spielertypen diametral gegenüberstanden. Diese Saison muss es darum gehen, Fortschritte zu erkennen – noch nicht einmal unbedingt im Record. Mit QB Jeff Sims hat er einen sehr talentierten Freshman-Quarterback, der perspektivisch die Offense übernehmen sollte. Zu viel würde ich aber noch nicht erwarten. 2021 ist wohl das relevantere Jahr für die Evaluation von Georgia Tech unter Collins.
Julian Barsch: Wenn Sims direkt starten sollte, habe ich Hoffnung. Ein Starting-Quarterback wurde bereits festgelegt, aber nicht öffentlich verkündet. Mit seiner Athletik und Playmaking-Fähigkeit kann der ehemalige Florida-State-Commit ein richtungsweisender Spieler für dieses Programm werden. Mit ihm als Quarterback werde ich mir bestimmt die eine oder andere Partie anschauen.
#15 Duke: Clemson Transfer Chase Brice ist neuer QB in Durham. Ist er gut genug, dass David Cutcliffe mit ihm wieder .500 würdige Offense spielen kann?
Jan Weckwerth: Brice ist auf jeden Fall ein deutliches Upgrade gegenüber der anämischen Passing Offense der vergangenen Saison. Dass die Blue Devils damit überhaupt fünf Siege eingefahren haben, deutet zumindest ein gewisses Potenzial in anderen Mannschaftsteilen an. Mit Brice dürfte das Passing aus der Pocket deutlich konstanter werden. Ein paar adäquate Waffen sind immerhin vorhanden (unter anderem TE Noah Gray).
Und selbst wenn er scheitern sollte: Brice wird immer ein Folk Hero in Clemson bleiben durch seinen game-winning Drive gegen Syracuse 2018, nachdem Trevor Lawrence verletzt ausfiel und Kelly Bryant das Programm in der Saison verlassen hatte. Wer weiß, ob Clemson ansonsten National Champion geworden wäre.
#16 Ein Wort zu den ACC-Mauerblümchen: Irgendetwas Spannendes, um Wake Forest, NC State oder Syracuse 2020 zu schauen?
Julian Barsch: Leider hat Syracuse die beiden besten Running Backs durch opt-outs verloren, aber mit dem athletischen Quarterback Tommy DeVito und WR Nykeim Johnson gibt es auch hier spannende Playmaker im Team. Johnson ist mit seinen 5-8 sehr klein, aber verdammt athletisch und besetzt eine große Rolle in dieser Offense. Und dann kommt natürlich noch oben schon angesprochener Safety Andre Cisco ins Spiel. Dieser ist nicht nur verdammt gut, sondern spielt auch sehr spektakulär und gehört zu meinen Lieblingsspielern für die kommende Saison.
Jan Weckwerth: Ich versuchs jeweils in ganz kurz.
Wake Forest: Eine ungewöhnliche RPO-Offense mit stark verzögertem Mesh-Point zwischen Quarterback und Running Back. QB Sam Hartman ist als Ersatz von Jamie Newman kein Schlechter. Dazu gibts mit DE Boogie Basham einen kräftigen und sehr vielseitigen Defensive Liner.
NC State: Eine recht junge Truppe an Skillplayern, die das Offense-Desaster des letzten Jahres schnell vergessen machen möchte. Plus die beiden erfahrenen Passfängern WR Emeka Emezie, dem ich letzte Saison irrtümlich den Durchbruch prophezeit hatte, und TE Cary Angeline. Vielleicht geht da wieder mehr.
Syracuse: HC Dino Babers bevorzugt eine Air Raid-Variante mit Fokus auf hohem Tempo und mittlerweile auch viel QB-Laufspiel. Dazu eine überdurchschnittliche Secondary mit Ballmagnet Cisco. Und wer auf Kicker steht: Andre Szmyt ist einer der besten im College Football.