Kinder, wie die Zeit vergeht. Schon sind 4 Wochen NFL um und wir können erste Erkenntnisse gewinnen. Hierzu sagt jeder von uns zu ein paar Fragen seine Meinung. Welcher Receiver hat unsere bisherigen Erwartungen übertroffen, welchen Running Back versuchen wir in den kommenden Tagen und Wochen als Trade zu holen? In den Kommentaren oder bei Twitter / Facebook dürft ihr gerne eure Takes dazuschreiben, damit wir ein Stimmungsbild der Community abbilden und in rege Diskussionen verfallen können! Dies gilt natürlich auch für unsere anderen Fantasy-Roundtable, wie den wöchentlichen Start-Sit-Saturday.
Was ist (nach heutigem Stand) dein größter Fehler im Draft gewesen?
Christian: Bisher ganz klar Kenyan Drake als meinen RB5 (Overall) gedraftet zu haben. Ich war sehr hyped was seinen Ausblick anging. Kliff Kingsburry hat hervorragende Plays gecallt, durch die Drake zu einem Elite-RB wurde. Ich hatte nicht auf dem Schirm, dass sich das ändern könnte. Besonders, nachdem Kingsburry in der Offseason verlauten ließ Drake noch mehr im Passing Game einzusetzen. Nun sind wir in der Realität, in der Kingsburry ein bottom 10 Playcaller der NFL ist und in der Chase Edmonds (durch seinen Einsatz im Receiving Game) mehr Fantasypunkte erzielt hat als Kenyan Drake. Danke für nichts Kliff.
Florian: Ähnlich wie Christian bin ich auch Kliff Kingsbury auf den Leim gegangen und habe in einer 2-QB-Liga Kyler Murray als QB4 an 2.04 gepickt. Ansonsten habe ich den Rookie Running Backs zu große Rollen zugetraut. Und eventuell noch, dass ich mal wieder zu Titans-heavy war, was mit der ganzen Corona Diskussion jetzt natürlich ziemlich blöd aussieht.
Jessica: Einen wirklich schweren Fehler sehe ich nicht, höchstens mal wer aus Runde 8 oder 9 der nicht ganz so liefert. Allerdings sind sehr viele meiner frühen Picks dauerhaft auf IR oder waren kaum einsatzfähig. CMC, Saquon Barkley, Michael Thomas, Chris Godwin, Raheem Mostert, Courtland Sutton… In einem Team fehlten parallel 4 meiner 6 ersten Picks (CMC, Thomas, Kittle und Sutton), da reichten die IR-Spots manchmal gar nicht. Von daher ist der Fehler vielleicht, dass ich mich vereinzelt breiter hätte aufstellen sollen. Wenns Namen sein sollen: T.Y. Hilton. Wie in jedem Jahr hab ich ihn irgendwann gepickt, aber erst in zweistelligen Runden. Von daher bin ich da nicht sehr negativ eingestellt.
Martin: Ich habe mich in mehreren Ligen dazu verleiten lassen, die Receiver Michael Gallup und Christian Kirk zu draften. Je nach Bank-Größe ist es dann teilweise schon riskant, Kirk überhaupt noch einen Platz im Roster zu geben. Bei Gallup ist es eher das Problem, dass ich zu häufig auf das gleiche Pferd gesetzt habe. Somit ärgere ich mich in nahezu jeder Liga über ihn. Zudem habe ich viel zu viele Redraft-Shares von Rookie-Running-Back Cam Akers.
Was war hingegen deine beste Entscheidung im Draft?
Christian: Antonio Gibson habe ich in jeder Liga in Runde 8-10 ergattern können. Nach vergangenem Wochenende freue ich mich darüber sehr! Ich denke an ihm werden wir noch viel Freude haben. Gleiches gilt für meine sneaky last Round Picks Laviska Shenault und James Robinson. Beide vom selben Team und von einer Offense, der ich nicht viel zugetraut hatte. Ich liebe es, wenn sich die late Round Flyer auszahlen.
Florian: Jonnuuuuuuu in einigen Ligen! Und Terry McLaurin einmal in Runde 6.
Jessica: Antonio Gibson war auch mehrfach meine Spekulation als 4. Running Back und sich ausgezahlt hat. Ansonsten bin ich vor allem mit einem Tyler Lockett-Pick in Runde 8 seeeehr glücklich ;). Optimistisch bin ich weiterhin mit meiner Entscheidung spät Deebo Samuel trotz damaliger IR zu nehmen. Das wird sich in den nächsten Wochen auszahlen!
Martin: In späteren Runden New England Patriots 2nd-Year-Receiver N’Keal Harry als Flyer geholt zu haben, könnte sich noch auszahlen. Er wird kein WR 1 im Fantasy sein, aber bekommt zumindest eine angenehme Anzahl an Targets. Zumindest für Bye-Weeks oder die Flex-Position eine solide bis überdurchschnittlich gute Variante. Ansonsten waren Amari Cooper und Chris Carson in vielen Drafts echte Value-Picks in den Runden 4 + 5.
Welcher Spieler hat dich in den ersten vier Wochen besonders überrascht (positiv wie negativ)?
Christian:
Positiv: Robby Anderson. Für mich war lange unklar, wer der zweite Receiver hinter DJ Moore sein wird. Curtis Samuel hat ein vielversprechendes Talent und sein Air Yard Share aus letztem Jahr ließ einiges an Opportunity erahnen. Dass Robby Anderson nun konstant WR1 Zahlen aufs Board bringt ist hervorragend und ich ärgere mich ihn nicht gedraftet zu haben. Zum Glück bin ich Anderson Fan und habe ihn in Dynasty Ligen.
Negativ: AJ Green. Verletzung hin oder her, AJ Green sollte fit ein Top 20 Receiver sein. Mir fehlen ehrlich gesagt die Worte zu ihm. Ein ganz klarer Kandidat an dem man nicht zu lange festhalten sollte. Wenn ich überlege, dass ich nach Woche 2 aufgrund seiner Air Yard zahlen David Johnson oder James Robinson für ihn abgeben wollte…
Florian:
Positiv: Aaron Jones. Wobei ich hier eher positiv überrascht bin, dass er sich NICHT negativ entwickelt hat. Nach dem NFL Draft hatte ich in vielen meiner Dynasties schon über einen Trade nachgedacht. Gott sei Dank wollte ihn niemand zu einem angmessenen Preis haben. Ich hatte mit einer komplett anderen Packers Offense gerechnet, als dem was wir aktuell sehen.
Negativ: Michael Gallup. Ich habe nicht damit gerechnet, dass er sich den Rang des WR2 bei den Cowboys so früh von CeeDee Lamb wegnehmen lässt. Als WR3 sieht er in dieser passlastigen Offense zwar immer noch viele Targets, ich hatte mir aber mehr erhofft.
Jessica:
Positiv: Hier ist Rookie-Wide-Receiver Tee Higgins zu nennen, der AJ Green in die Bedeutungslosigkeit schickt. Calvin Ridley hatte einen brutalen Start, trat dann aber gegen Packers, auch verletzungsbedingt, gar nicht in Erscheinung. Aber wenn fit, ist er eine noch stärkere Maschine als gedacht.
Negativ: Deshaun Watsons bisherige Punkteausbeute ist eher mäßig und auch ein Lamar Jackson ist schon ziemlich weit hinter Russell Wilson. Bei Henry Ruggs hatte ich gehofft, dass er schneller ein punktender Teil der Raiders-Offense wird, ebenso wie Jalen Reagor. Beide konnten da noch keine Bäume ausreißen und haben zudem Verletzungsprobleme.
Martin:
Positiv: Ganz klar Wide-Receiver Robby Anderson, wie auch bei Christian. Bei ihm überrascht mich vor allen Dingen die absurde Konstanz, mit der er diese Leistungen liefert. Wie bei DeVante Parker im vergangenen Jahr brauchte ich bei Anderson schon bis zur Woche 4, um mich überzeugen zu lassen. Jetzt müssen wir darüber reden, dass er für den Moment Wide-Receiver 1 bei den Panthers ist.
Negativ: Nach dieser Woche ist es schwierig, diesen Namen hier zu nennen, doch: Odell Beckham Jr. Ich hatte erwartet, dass er wieder mehr Konstanz in seine guten Leistungen bringen kann und zurück in die WR1-Range kommt. Top-12 Wide Receiver wird OBJ wohl nur in einzelnen Wochen. Vor der Saison hatte ich OBJ weitaus höher als der Consensus, um so größer war die Enttäuschung nach den ersten Spielen.
Welchen Spieler hast du für die kommenden Wochen als absolutes Trade Target (Buy wie Sell)?
Christian:
Buy: Marquise Brown. Bei den Ravens ist der Fantasyoutput aller Beteiligten (außer Lamar Jackson) jede Woche relativ ungewiss. Genau das könnte eure Chance in Tradeverhandlungen sein! Marquise Brown hat die siebtmeisten Air Yards aller Receiver über den Zeitraum der ersten vier Wochen gesehen. Dazu hat er den achthöchsten WOPR (Weighted Opportunity Ranking), der Targets noch etwas höher bewertet als Air Yards. Die Opportunity ist massiv bei ihm und auch seine Effizienz kann sich sehen lassen. Meines Erachtens muss man ihn diese Woche holen, da kommende Woche mit Cincinnati ein Gegner wartet, der viele Deep Passes an WR zulässt. Und wenn Marquise Brown eins umzusetzen weiß, dann sind das Deep Passes von L. Jackson :rakete:
Sell: Ronald Jones. Alle Upside Hörer wissen, dass mir die folgenden Zeilen sehr schwer fallen. Ronald Jones ist ein hervorragender Running Back und richtig eingesetzt hätte er eine hervorragende Fantasy Saison vor sich. Sein Problem ist, dass Bruce Arians nur auf die nächste Gelegenheit wartet ihn wieder benchen zu können. Ich denke wenn Leonard Fournette genesen ist, wird er wieder die hauptsächliche Arbeit sehen. Ronald Jones hatte jetzt eine ganz gute Woche und ist mir für die Zukunft zu volatil. Für einen WR2 wie o.g. Marquise Brown (und ich denke das ist seine Range) würde ich ihn bspw. direkt abgeben.
Florian:
Buy: DeSean Jackson. Zugegeben, das ist eher ein Waiver- als ein Trade-Target. Ja, Carson Wentz ist diese Saison eine Katastrophe. Aber auch ein mieser Quarterback muss den Ball irgendwo hinwerfen. Obwohl er in der letzten Woche aussetzen musste, hat er mit Abstand die meisten Air Yards bei den Eagles gesammt. Mit 247 Yards hat er fast exakt doppelt so viele wie der auf Rang zwei liegende Zach Ertz (124 Air Yards). Jackson steht vor der Rückkehr ins Team und bald sollten sich die vielen Air Yards auch in Catches niederschlagen.
Jessica: Schon erwähnt: Deebo Samuel. Ich glaube an ihn und denke, dass er eine tragende Rolle bei den 49ers haben kann. Aktuell ist er noch in rund 1/4 der Ligen frei und sollte in Richtung Trade-Deadline ordentlich dazu gewinnen.
Martin:
Buy: Elite-Wide-Receiver Julio Jones! Wann kann man schon Receiver seiner Klasse so günstig bekommen? Durch seine Verletzung ist sein Wert momentan weitaus niedriger, als er sein darf. Die Falcons haben immer noch keine gute Defense und werden weiterhin viel werfen. Allerdings wird Julio noch ein paar Wochen brauchen, bis er komplett fit ist. Somit ist er nur interessant, falls man ihn erstmal auf die Bank packen kann.
Sell: Darrell Henderson, Cam Akers. Ich bin schon wieder bei dem Backfield der Rams angelangt. Wahrscheinlich, weil ich selber zu viele Shares von den beiden Spielern habe. Der Gedanke an die letzte Woche kombiniert mit der Rückkehr von Akers bereitet mir beim Schreiben schon wieder Kopfschmerzen. Wer, in welchem Spiel, mit was für einem Workload? Wenn es jemand ausgetüftelt hat, was McVay so plant, bitte ich um entsprechende Mitteilung. Ansonsten schau ich, ob ich schönes Value für die Spieler bekomme. Dies ist jedoch kein Aufruf, sie zu verscherbeln!
Wie viel Prozent deines FAAB bietest du in der Regel für das beste WW Target?
Christian: Ich mache da je nach Liga starke Unterschiede, da die Bietbereitschaft sehr variiert. Generell würde ich für ein Waiver Target immer zwischen 7-10% bieten um es zu bekommen. Wenn es ein Top Waiver Add wie bspw. nach CMCs Verletzung Mike Davis ist, können auch mal 20-25% fallen. Diese Woche catcht mich bspw. kein Spieler so richtig. Ein Tee Higgins ist für mich sehr spannend, da er sich in einer pass heavy Offense als WR1 etablieren kann. Für diesen Spieler würde ich bspw. in die Region von 15-20% gehen. Für einen Justin Jackson, der ein viel größerer Gamble ist, bin ich dann wieder bei meinen o.g. 7%.
Florian: Das kommt stark auf die Liga an. Wenn dort tendenziell eher mit FAAB um sich geschmissen wird, muss man sich entsprechend anpassen. Wenn es am Waiver eher ruhig zugeht, sollte man auch seine Einsätze drosseln, um später noch handlungsfähig zu sein, wenn der dicke Fisch kommt. Ich bewege mich da aber in ähnlichen Regionen wie Martin und Christian.
Jessica: Da ich derzeit in keiner FAAB-Liga spiele, kann ich da leider nichts sagen.
Martin: Um die 10%. Je nachdem, wie notwendig es für mein Team ist und wie die Rolle für den Spieler sein wird, auch mehr. Mike Davis zum Beispiel war ein Pick-Up für ein paar Wochen. Man konnte sich relativ sicher sein, dass er die Möglichkeiten bekommt, sich zu beweisen. Doch war immer klar, dass Christian McCaffrey wiederkommt und die Rolle von Davis dann wieder sehr klein wird. Bei Spielern, die eine Rolle über die gesamte Saison haben werden, gehe ich auf bis zu 30%. Für Running Backs, die in eine Lead-Back-Rolle kommen, wird aber auch mal die Bank gesprengt. Bei Wide-Receivern ist die Breite zu groß, um für einzelne Spieler zu viel FAAB zu opfern.
Wie gehst du derzeit mit den Problemfällen wie Running Back Kenyan Drake oder den Wide Receiver AJ Green & TY Hilton um?
Christian: Lass uns nicht drüber reden… Diese Spieler versuche ich noch für irgendetwas zu verkaufen. Sollte sich darauf – zurecht – keiner einlassen, warte ich noch eine oder zwei Wochen ab. Wichtig ist, dass ihr den Zeitpunkt nicht verpasst, an dem ihr den Spieler droppt. Bei AJ Green und TY Hilton kommt dieser Zeitpunkt eher früh als spät. Bei Kenyan Drake setze ich noch Hoffnung in Kingsburrys In-Season-Adjustments. Doch sollte er gegen die Jets wieder nicht performen, dann ist mein Panikfaktor hoch. Ich denke ich werde Drake bspw. nach dem nächsten guten Spiel sofort verkaufen.
Florian: AJ Green ist ein spannender Fall. Er hat massig Targets und Air Yards gesehen, konnte darauf aber bis dato nicht machen. Eigentlich bestünde hier Hoffnung, dass das bald besser wird, Stichwort Regression. Der Schedule gefällt mir jedoch nicht nicht. Es warten Ravens, Colts und Browns. In einer teifen Liga könnte es sich lohnen, ihn noch ein bisschen auf der Bank sitzen zu lassen. Bei TY bin ich noch etwas optimistischer und würde mir das Spielchen noch ein bisschen anschauen. Bei Drake hilft nur Hoffen, dass es besser wird.
Jessica: Ich gebe zu, ich bin tradefaul. In den meisten Ligen in denen ich spiele, stehe ich zu dem gedrafteten Spielern und ergänze das Team eher über Streamer oder FA-Experimente à la Tee Higgins. Solange die Spieler nicht komplett abstürzen bleibe ich dann bei ihnen und hoffe, dass bspw. Hilton die Kurve bekommt. Allerdings habe ich auch keinen hochgepickten Spieler, der verletzungsfrei ist und nicht liefert. Letztlich ist meinen Teams leider zu vieles auf Verletzungen zurückzuführen.
Martin: AJ Green und TY Hilton habe ich an dieser Stelle aufgegeben. Mich erinnert die Situation zu sehr an Doug Baldwin von vor zwei Jahren. Ich wünsche es beiden Spielern, dass sie ihre Karriere noch einmal auf einer hohen Note beenden können. In meinen Fantasy-Teams wird es aber eher nicht der Fall sein. Kenyan Drake hingegen sehe ich als klaren Hold-Kandidaten. Sollte jemand viel Value in einem Trade bieten, ok. Ansonsten ist sein Wert momentan so niedrig, wie nur irgend möglich. Da verkauft man eigentlich nur im Notfall. Nebenbei freue ich mich darüber, keine Shares von Drake zu haben, da mir sein Preis stets zu hoch war.