Das Spiel mit der Uhr gehört zu den reizvollsten Aspekten des American Football. Die Kombination aus Game Clock und Play Clock bietet besonders für die Coaches viel Raum für taktische Finten. Ein effektiver Umgang mit der Zeit gilt auch deshalb als eine der wichtigsten Fähigkeiten für jeden NFL Head Coach. Somit ist es auch nicht überraschend, dass verschiedenste Übungsleiter immer wieder mit neuen Strategien für die Manipulation der Uhr um die Ecke kommen. Der neueste Trick kommt von Titans Head Coach Mike Vrabel.
Hätte Crennel Vrabels Finte abwehren können?
Kurz vor dem Ende lagen die Houston Texans gegen die favorisierten Tennessee Titans knapp mit einem Punkt vorne und hatten den Ball. Beim 2nd und 1 schickte Titans Head Coach Mike Vrabel einen zusätzlichen Verteidiger auf das Feld. Folgerichtig wurden die Titans wegen zu vielen Spielern auf dem Feld bestraft. Vrabel stoppte so die Uhr ohne ein Timeout nutzen zu müssen. So gab er seinem Team nach einem weiteren Texans-Touchdown genug Zeit, um das Spiel auszugleichen und in Overtime zu gewinnen.
Interim-HC Romeo Crennel hätte Vrabels Trick verhindern können. Obwohl die Strafe für zu viele Spieler auf dem Feld ein Dead-Ball-Foul (Spielzug wird sofort abgepfiffen), hätten die Texans die Strafe ablehnen können. Die Zeit wäre dann mit der Ballfreigabe wieder weitergelaufen.
Crennels Entscheidung vertretbar
Am Ende war die Finte von Titans Coach Mike Vrabel wohl ein spielentscheidender Faktor. Doch warum verhinderte Crennel das Spiel mit der Uhr nicht? Die Antwort liegt in der Intention des Drives der Texans. Ja, es war gewollt, dass man möglichst viel Zeit von der Uhr nimmt, um den Titans eine möglichst geringe Chance für eine letzte Antwort zu geben. Das Hauptziel war jedoch ein weiterer Touchdown. Mit einer funktionierenden Two-Point-Conversion hätte dieser für ein Two-Possession-Game gesorgt. Nur das Scheitern der Conversion gab den Titans noch eine reelle Chance zum Ausgleich. Und auch, wenn die Strafe zuvor von Vrabel kalkuliert war, brachte sie die Texans näher an ihr wichtigstes Ziel, da sie ihnen ein neues 1st Down schenkte. Es war also ein vertretbarer Spielzug von Crennel, die Finte der Titans zuzulassen. Bloß weil der Texans Coach den Poker am Ende verlor, bedeutet das nicht, dass er seine Hand falsch gespielt hat.
Vrabels Finte kein Einzelfall
Nun ist die Manipulation der Uhr durch absichtlich begangene Fouls keine Neuheit in der NFL. Auch Mike Vrabel machte bereits früher davon Gebrauch. Im Playoff-Spiel gegen die New England Patriots nahmen die Titans mit zwei aufeinanderfolgenden Dead Ball Fouls in Führung liegend mehr als eine Minute von der Game Clock. Diese Finte wurde nach der Saison verboten. Ob Vrabels neuer Trick legal bleibt, wird man nach der Saison sehen.
Pass-Interference bei Kirkpatricks Interception?
Nein, es ist bisher wahrlich nicht die Saison der Dallas Cowboys. Die Bilanz ist enttäuschend, die Defense löchrig und der Franchise Quarterback verletzt. Gegen die Cardinals folgte der nächste Dämpfer in Form einer klaren Niederlage. Beim Stand von 21:3 im dritten Viertel versuchten die Cowboys das Spiel nochmal etwas enger zu gestalten. Der Drive wurde jedoch durch eine Interception von Cardinals Cornerback Dre Kirkpatrick gestoppt.
Das Play von Kirkpatrick führte jedoch zu Diskussionen. Cowboys Rookie Ceedee Lamb ging auf seiner Route kurz nach seinem Cut zu Boden. Nur so bekam der Cardinals Verteidiger überhaupt die einfache Chance auf den Ball. In der Wiederholung war dann ein klarer Kontakt zwischen Lamb und Kirkpatrick zu sehen. Die Cowboys forderten deshalb eine Strafe.
Foul ja, Pass-Interference nein!
Die Beschwerden der Cowboys haben ihre Berechtigung. Der Kontakt von Kirkpatrick hinderte Lamb klar an der Entgegennahme des Passes. Zudem befanden sich beide Spieler bereits deutlich weiter als fünf Yards jenseits der Line of Scrimmage. Der Kontakt war somit illegal.

Eine Pass-Interference lag dennoch nicht vor. Für dieses Foul müsste die Behinderung erfolgen nachdem der Ball geworfen wurde. Im Bild ist jedoch deutlich zu erkennen, dass Dalton den Ball im Moment des Kontaktes noch nicht geworfen hat. Der richtige Call wäre entweder ein Defensive Holding oder Illegal Contact gegen Kirkpatrick gewesen. Als Resultat hätte die Crew den Cowboys ein neues 1st Down an der 37-Yard-Linie der Cardinals zusprechen müssen.