Couch Referee: Catch-Regel unter der Lupe

Bereits in der letzten Woche wurde die Catch-Regel der NFL in dieser Kolumne diskutiert. Der vergangene Spieltag lieferte erneut Stoff für Kontroversen.

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Was ist ein Catch? Was ist keiner? Diese Diskussion ist im Football wohl schon so alt wie der Vorwärtspass. Im Jahr 2018 versuchte die NFL diese Diskussion zu vereinfachen. Die neue Regel sollte klare Kriterien schaffen. Komplett eliminieren konnte man die Kontroversen so dennoch nicht.

Was ist denn nun ein Catch?

Bereits in der letzten Woche wurde hier in dieser Kolumne die Catch-Regel diskutiert. Der vergangene Spieltag warf jedoch erneut Fragen auf. Eigentlich wollte die NFL die meisten dieser Fragen eliminieren. Dafür stellte man in der neuen Catch-Regel drei klare Kriterien auf:

1.) Der Spieler muss Kontrolle über den Ball erlangen. Bewegt sich der Ball nicht mehr, während der Spieler ihn mit mindestens einer Hand fixiert, ist dieses Kriterium erfüllt.

2.) Mit dem Ball unter Kontrolle muss der Spieler im Spielfeld landen. Dazu muss er mit zwei Füßen oder einem anderen Körperteil (außer der Hand) den Boden innerhalb des Spielfeldes berühren.

3.) Wenn die ersten beiden Kriterien erfüllt sind, muss der Spieler einen so genannten Football-Move ausführen. Als Football-Move werden folgende Aktionen klassifiziert: Ein dritter Schritt, den Ball heranziehen, den Ball nach vorne strecken, den Ball gegen Kontakt abschirmen oder Kontrolle behalten, während man zu Boden geht. Nach der Erfüllung der ersten beiden Kriterien reicht eine der genannten Aktionen, um den Fangprozess abzuschließen.

Peters Interception gegen Rivers

Die Interception von Marcus Peters war ein wichtiger Wendepunkt im Spiel der Ravens gegen die Indianapolis Colts. Allerdings wertete die Crew den Pass auf dem Feld ursprünglich als Incomplete Pass. Erst nach einer Review wurde auf Interception mit anschließendem Fumble entschieden. So erhielten die Ravens den Ball.

Trotz aller Diskussionen, war die Entscheidung aber korrekt. Peters erlangt während seiner Rückwärtsbewegung Kontrolle über den Ball. Dieser bewegt sich in seinen Händen zunächst nicht. Der Ravens Verteidiger berührt in der Folge mit beiden Füßen den Boden. Insgesamt macht er drei Schritte, bevor er die Kontrolle über den Ball verliert. Somit liegt auch ein Football-Move (dritter Schritt) vor. Der Catch ist somit vervollständigt.

Parham-Catch aberkannt

Deutlich knapper war die Entscheidung beim vermeintlichen spielentscheidenden Touchdown der Chargers gegen Las Vegas. Hier entschieden die Schiedsrichter auf einen Catch. Erneut wurde die Entscheidung aber durch die Review geändert.

Der Tight End der Chargers brachte den Ball wie Peters mit beiden Händen unter Kontrolle. Zudem brachte er beide Füße innerhalb des Spielfeldes auf den Boden. Beim Aufschlag auf dem Boden verlor Parham die Kontrolle über den Ball. Zwar versuchte er zuvor den Ball an sich heranzuziehen. Diese Aktion sahen die Video-Schiedsrichter aber nicht als beendet an. Somit fehlte ihm laut den Offiziellen aus der Booth der Football-Move. Allerdings zieht Parham den Ball aus meiner Sicht genug an sich heran, um das als Football-Move geben zu können. Die Entscheidung auf dem Feld wäre also ebenfalls vertretbar gewesen. Eine klare Fehlentscheidung war der Call der Video-Schiedsrichter aber nicht.

Fangbar oder nicht?

Deutlich mehr Interpretationsspielraum als die Catch-Regel bietet nach wie vor Pass-Interference. Als Foul kann nach dieser Regel während der Ball in der Luft ist jeder Kontakt gewertet werden, welcher den Receiver am Empfang des Balles hindern kann. Allerdings muss der Pass für den Receiver aber fangbar sein.

In diesem Beispiel sieht man beim Cut von Adams eine deutliche Berührung durch 49ers Cornerback Jason Verrett. Der Packers Receiver wird dadurch offensichtlich verlangsamt, während der Ball in der Luft ist. Folgerichtig entscheidet die Crew auf Pass-Interference. Allerdings segelt der Pass deutlich über Devante Adams. Die 49ers argumentierten, der Ball wäre nicht fangbar gewesen. Somit wäre es keine Pass-Interference.

Allerdings sind die Schiedsrichter hier angehalten, eher im Sinne des Angreifers zu entscheiden. Sollte also die geringste Chance bestehen, dass Adams den Ball ohne den Kontakt hätte erreichen können, müssen die Schiedsrichter den Pass als fangbar werten. Dass es für Adams wahrscheinlich nicht gereicht hätte, reicht nicht aus um die Flagge aufzuheben. Die Entscheidung der Crew ist deshalb vertretbar.

Berührung für Spielzugsende nötig?

Im College Football stellt sich diese Frage nicht. Dort wird der Spielzug sofort beendet, sobald der Ballträger mit einem Körperteil (Außer Füßen oder Händen) den Boden berührt. In der NFL kann ein Ballträger hingegen weiter Raumgewinn erzielen, sofern er nicht durch Kontakt zu Boden gebracht oder auf dem Boden berührt wurde. Dennoch kann sich jeder Spieler als Ballträger jederzeit aufgeben. In den meisten Fällen machen das Quarterbacks durch ihren Slide. Wenn ein Spieler offensichtlich nicht mehr versucht Raumgewinn zu erzielen, endet der Spielzug sofort. Ein Gegner muss ihn dann nicht mehr berühren.

Injury Report verpflichtend?

Diese Frage fällt zwar nicht in den Zuständigkeitsbereich der Schiedsrichter. Eine Regelfrage ist es im weitesten Sinne aber dennoch. Die NFL-Teams werden von der NFL zu den verschiedensten medialen Aufgaben verpflichtet. Sie müssen eine festgelegte Anzahl an Pressekonferenzen abhalten und alle relevanten Neuigkeiten und Personalentscheidungen über ihre PR-Kanäle kommunizieren. Zu diesen Verpflichtungen gehört auch, dass die Teams in jeder Spieltagswoche einen vollständigen Injury Report veröffentlichen. Die NFL würde Versäumnisse in diesem Bereich mit Geldstrafen ahnden. Vor diesem Hintergrund entstand die legendäre “I’m just here so I won’t get fined”-Pressekonferenz von Marshawn Lynch.

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Jonas Stärk
NFL- und Draft-Enthusiast, Podcaster; Im deutschen Football unterwegs als Spieler und Jugend-Coach der Bochum Rebels und als Schiedsrichter.

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