A Football Life – Thomas Psaier

Er entstammt einer Generation, die sich durch ESPN America und Christopher D. Ryan für American Football hat begeistern lassen. Heute gibt Thomas Psaier seine Leidenschaft als Sideline Reporter und Lead Blogger an die Leser weiter.

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Das Projekt Lead Blogger ist entstanden, weil sich Leute aus den verschiedensten Bereichen des American Footballs zusammengetan haben, um auf dieser Plattform ein großes Themenspektrum vielseitig und kompetent abzudecken und sich untereinander zu vernetzen. Wir stellen sie in den kommenden Wochen mit Hilfe von fünf Fragen vor. Heute: der Südtiroler Sideline Reporter Thomas Psaier.

Das beste Football-Wochenende im Jahr?

Früher war es das Auftaktwochenende im College Football. Es gab damals noch den Sender, bei dem Honig und Wasser flossen, ESPN America, und es gab erste Spieltage, an denen nach monatelanger Spielpause fast 24 Stunden Live-Football und Football aus der Konserve am Stück serviert wurden. Doch dann starb ESPN America.

Und so wurde das Divisional-Playoff-Wochenende in der NFL zur neuen Nummer eins. Doch dann verschob die NFL die Sonntagsspiele einen Slot nach hinten, und was früher perfekt um halb zwei Uhr endete, geht jetzt bis in die frühen Morgenstunden. Nicht günstig für den, der um 6 Uhr raus muss.

So geht der Footballsaison, anders als zum Beispiel der NHL mit ihrer ersten Playoff-Runde, mittlerweile ein echtes Kracherwochenende, das genau zu meinen Bedürfnissen passt, ab. Ist meine Antwort “Super Bowl” fürs beste Football-Wochenende zu langweilig? Dann sorry.

Welcher Spieler/Trainer/Funktionär hat deine Liebe zum American Football maßgeblich beeinflusst?

Kein Spieler oder Trainer bei mir, sondern ein Kommentator: Christopher D. Ryan. Seine Football-Übertragungen in den 2000ern im ORF sind für mich nach wie vor der Goldstandard, wie man mit absoluter Begeisterung für eine Sache trotz spärlicher Mittel ein Produkt auf die Beine stellen kann, das ein Publikum bei Laune hält.

Christopher D. Ryan konnte stundenlang über Football quatschen, und dir wurde nie langweilig. Er konnte Floskeln erzählen, und es war wie Geschichtsstunde. Er konnte deinen Verstärker abrauchen, aber es war kein gekünsteltes Geschrei wie heute bei ran. Und er sprühte ganz einfach aus jeder Pore nach Begeisterung für die NFL.

Dass der ORF nach der fantastischen Superbowl 2009 mit Harrisons Interception-Return, Fitzgerald Touchdown-Run über das halbe Feld und Santonio Holmes‘ unvergleichlichem Sieger-Catch aus der NFL ausstieg, war für mich wie das Ende meiner Jugend.

Ich hatte schon damals ESPN America, doch das war nicht das gleiche wie E-Mail-Beantwortung zu Stadion-Standbild in der Werbepause im ORF. Vorbei war es mit wochenlanger Vorfreude auf die nächste Übertragung im ORF.

Dank Youtube, Streaming und Gamepass gibt es heute theoretisch keine Minute mehr, in denen kein Runningback in die Mauer rennt, Quarterback den Ball auf die Tribüne wirft oder Receiver auf die Fresse fliegt – aber so wie vieles besser geworden ist seit man jedes Spiel schauen kann, das man anschauen will, so ist auch das Besondere daran verloren gegangen.

Fast alles am heute gespielten Football in der NFL bevorzuge ich jenem von vor 15 Jahren. Außer die Kommentierung. Die war damals besser – viel besser sogar. Auch besser als das amerikanische Original.

Wenn du Football spielen würdest: Welche Position wäre es?

Backup-Wide-Receiver. Zu unpräzise als Werfer, aber auch zu kontaktscheu für eine Stammrolle als Receiver. Aber ich denke, meine 1,95 mit gutem Antritt wären in der Redzone einsetzbar. Als ehemaliger Hochspringer hätte ich vielleicht sogar die Chance auf Jump-Balls. Leider ist die Endzone-Fade-Route die wertloseste von allen.

Wie viele Tage im Jahr denkst du nicht an Football?

Hab nachgeschaut. In den abgelaufenen 365 Tagen habe ich an 38 keinen Artikel online gestellt. Also werden es zwischen 30 und 40 Tage im Jahr sein, vielleicht ein paar weniger.

Wie schaust du am liebsten Football: Im Stadion, auf der Coach mit Freunden, allein in deinem Zimmer?

Meistens schaue ich allein. Früher haben wir öfters in Gruppen geschaut, mit Weißwurst zur Superbowl und Drinking Game. Ich mache das noch immer gern, wenn es die Situation erlaubt.

Im Stadion war ich beim Football noch nie – und es reizt mich auch gar nicht so richtig. Für Livesport gehe lieber in die Halle zum Hockey oder Handball, oder schaue Skifahren an der Streif und Rugby in Dublin. Vielleicht bin ich irgendwann mal in Wembley – aber extra wegen Football nach London fahren würde ich nicht.

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Texte von Thomas Psaier.

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4 KOMMENTARE

  1. Dieses Kommentatoren-Drama im Sport ist für mich auch nicht mehr nachvollziehbar.
    Es gab mal einen guten englischen Artikel, den ich leider nicht gespeichert habe, mit einer wissenschaftlichen (literarisch) Aufarbeitung. Darin wurde beschrieben, wie man mit Erklärung von taktiken Storytelling-Elemente schafft, die sowohl Neulinge als auch Menschen mit tiefgehenderen Kenntnissen abholt. (Quasi das, was ihr in euren Vorschauen auch mavht). Es wäre schön, wenn sowas mit Emotionen der Standard wäre. Scheint aber schwierig zu sein.

    • Ryan hat es geschafft, die Brücke zu spannen. Seine “Emotionalität” war natürlich ungebremst, aber man hatte nie den Eindruck, dass es sich um Marktschreiertum wie beispielsweise bei ran handelt, sondern es wirkte “echt”.

  2. Danke für die schöne Vorstellung!

    Im ersten Absatz hat sich ein kleiner Fehler eingeschlichen, da steht 2 mal “für American Football” 😉

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