Psaier & Sommer: Sunday Watch NFL Week 14

Eine Vorschau auf den 14. NFL-Spieltag 2020 mit den Takes von Fabian Sommer und Thomas Psaier zu ausgewählten Spielen.

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Die Ausbeute der vergangenen NFL-Woche war trotz der Abwesenheit von Thomas ganz passabel. Die Vikings spielten in der Tat ein enges Spiel und schlugen sich nahezu selbst – wie Stephan Starke es befürchtete. Die Partie zwischen den Giants und den Seahawks war in der Tat extrem low-scoring, doch setzten sich entgegen Fabians Erwartung die Gäste durch. Josh Allen legte dann jedoch wie erwartet gegen die 49ers eine absolute Show auf. Neue Woche, neues Glück – diesmal wieder mit Thomas.

Mahomes-Show in South Beach

Sommer: Kansas City Chiefs @ Miami Dolphins (Sonntag, 19:00 Uhr)

Vor dem “Turnaround” und den diesjährigen Leistungen der Dolphins habe ich allergrößten Respekt. Diese Woche kommt allerdings ein Gegner ins Haus, dem Miami auf dem Papier nicht gewachsen ist. Miamis Defense ist sehr gut gegen den Pass, relativ schwach gegen den Run (#3 in EPA/dropback, #28 in EPA/rush). 

Die Pass-Defense der Dolphins ist über ein sehr spezielles Scheme erfolgreich: Pressure über Blitze kreieren, über Coverage durch die Cornerbacks dem gegnerischen Quarterback den ersten Read wegnehmen und so zu Fehlern zwingen. Die Fins sind sehr davon abhängig, Turnover zu kreieren. Das klappt hervorragend gegen Sam Darnold, Brandon Allen, Jared Goff und Jimmy Garoppolo. Das wird aber nicht gegen Patrick Mahomes funktionieren. Und es hat auch nicht gegen Russell Wilson und Josh Allen funktioniert.

Mahomes hat gegen den Blitz laut Pro Football Focus ein Passing Grade von 91.4, da träumen fast alle NFL-Quarterbacks ohne Blitz von. Er ist gegen den Blitz dieses Jahr hochgradig genial und hat unter anderem die Defenses der Ravens und Bucs – die solch ein Scheme spielen – komplett zerlegt. Und sind wir mal ehrlich: es ist die Chiefs-Offense. Jede Defense sieht dagegen erstmal alt aus. Darüber hinaus haben die Chiefs zusammen mit den Seahawks auf Early Downs nach EPA/Rush das effizienteste Run Game. Wenn die Chiefs in Durchgang zwei ordentlich führen, können sie ganz entspannt den Lauf etablieren und Zeit von der Uhr nehmen.

Tua Tagovailoa ist bislang sehr inkonstant. Mal haut er richtig tolle Highlight-Plays raus, mal sind es simple Rookie-Fehler. Hinter einer wackeligen Offensive Line, die auch noch auf den besten Pass-Blocker Ereck Flowers verzichten muss, sehe ich hier wenig Chancen, mit Mahomes mitzuhalten. Ich tippe auf einen Chiefs-Sieg mit mindestens zehn Punkten Vorsprung. 

NFL-Spektakel auf dem Soldier Field

Sommer: Houston Texans @ Chicago Bears (Sonntag, 19:00 Uhr)

Nach dem mehr oder weniger fulminanten 5-1 Start der Bears ging es stetig bergab, eine 0-6 Serie steht zu Buche. Mittlerweile steht sogar Mitch Trubisky wieder auf dem Feld. Das große Problem zurzeit ist jedoch nicht die Offense, sondern die Defense. Denn diese Unit ist in den letzten Wochen komplett auseinandergebrochen. Die Lions haben ohne Kenny Golladay und D’Andre Swift gespielt und konnten ziemlich leicht den Ball das Feld herunter bewegen. Die Packers sind gegen Chicago wie ein heißes Messer durch Butter gegangen.

Die Texans haben kein Run Game, aber Deshaun Watson ist seit Wochen absolut on fire und spielt nahezu auf MVP-Level. Selbst ohne Will Fuller und mit Practice Squad Wide Receivern hatte er gegen die Colts ein bockstarkes Spiel. Die Offense stand mit wenigen Sekunden auf der Uhr an der Goal Line und hätte die Partie 27-26 gewinnen können. Oder müssen. Vor der aktuellen Bears-Defense sollten die Texans überhaupt keine Angst haben und über Watson einige Touchdowns auflegen.

Doch die Partie könnte ein Scoring-Fest werden, und das sogar mit Mitch Trubisky. Chicagos Offense ist mit Trubisky erheblich besser als mit Nick Foles in diesem Jahr. Maserati-Mitch kann mehr mit seinen Beinen kreieren und wirft den Ball im Schnitt zwei Yards tiefer als Foles. Das gibt Receivern wie Darnell Mooney und Allen Robinson mehr Chancen für Big Plays. Auch das Run Game ist zuletzt besser geworden. Die Defense der Texans steht auf Rang 29 in EPA/Dropback in neutralen Spielsituationen, 31 gegen den Lauf. Trubisky und die Bears können hier wirklich ganz locker 24 oder mehr Punkte auflegen. Ich erwarte hier insgesamt ein knappes NFL-Spiel mit mehr als 50 Punkten – die Wettmärkte stehen am Freitagmorgen bei 45.5.

Let Joe Brady Cook

Sommer: Carolina Panthers @ Denver Broncos (Sonntag, 19:00 Uhr)

Je nachdem, welche Offensivakteure der Panthers von der COVID-Liste runterkommen, gibt es in dieser NFL-Partie einen ganz klaren Matchup-Vorteil: Das Passing Game der Panthers gegen eine von Verletzungen geplagte Broncos-Defense. Denver wird ohne seine drei Starting-Cornerbacks A.J. Bouye, Bryce Callahan und Essang Bassey antreten. Die jungen Michael Ojemudia und Duke Dawson werden sich mit einer ziemlich guten Passing Offense (#7 nach EPA/Dropback) um Robby Anderson, DJ Moore und Curtis Samuel herum auseinandersetzen müssen.

Offensive Coordinator Joe Brady hat dieses Jahr einen fantastischen Job gemacht, versteht es stets, gegnerische Schwächen zu attackieren. In diesem Matchup sind es die Cornerbacks der Broncos. Nichts gegen Christian McCaffrey, aber der Umstand, dass er nicht spielt, kommt Carolina hier etwas zugute. Denn es gibt keinen Grund, dem Running Back unnötige Runs zu geben, wenn man sehr leicht den Ball durch die Luft bewegen kann. Joe Brady hat in diesem Spiel die Zügel in der Hand und wird Teddy Bridgewater in fantastische Ausgangslagen bringen.

Die Broncos-Offense um Drew Lock sollte hier nicht imstande sein, wire-to-wire zu gehen. Daher tippe ich auf einen Sieg der Panthers mit mindestens einem Touchdown Vorsprung. Ein Blowout würde mich überhaupt nicht wundern.

Big Point für Tampa Bay

Psaier: Tampa Bay Buccaneers – Minnesota Vikings (Sonntag, 19:00 Uhr)

Es ist mit Blick auf die Playoffs eines der wichtigsten Spiele an diesem 14. NFL-Spieltag. Die Buccaneers können mit einem Sieg die Vikings um zwei Spiele plus Tie-Breaker distanzieren. Die Vikings hingegen können die Bucs mit einem Sieg nicht nur einholen, sondern sogar überholen – sie hielten dank des gewonnenen direkten Duells dann ihrerseits den Tie-Breaker.

Ich würde in diesem Spiel eher mit ersterem gehen, aber die 6.5 Punkte für Tampa in den Wettmärkten scheinen mir hoch gegriffen. Die Bucs sind das insgesamt doch um einiges besser besetzte Team – und sie kommen aus der Bye-Week. Zeit genug um einige Flauseln im Gameplan auszumerzen.

Beide Teams sind zu lauflastig in 1st und 2nd Down und verschenken damit zu viel Offensiv-Potenzial. Minnesota hat als 5t-lauflastiges Team der NFL dabei das größere Problem als Tampa, das immerhin die 9t-höchste Pass-Rate hat. Doch beide Teams sind wesentlich effiziener, wenn sie den Pass werfen – das möchte man gerade bei Minnesota mit dem oft gehypten RB Dalvin Cook nicht meinen!

QB Tom Brady hat diese Saison insbesondere dann Probleme, wenn der Passrush heranrauscht. Unter Druck hat er mehr Probleme als früher. Doch Glück für Brady: Die Vikings sind im unteren Liga-Drittel was Pressure-% angeht, und gar nur #28 in Passrush-Win-Rate. Er sollte heute häufig saubere Pocket bekommen und sich seine Lieblingsanspielstation aussuchen. Minnesotas Defense ist insgesamt hervorragend gecoacht, doch dass die jungen Cornerbacks wie Cam Dantzler oder Kris Boyd im 1-vs-1 gegen Antonio Brown, Chris Godwin oder Mike Evans gegenhalten können, wäre schon eine vermessene Erwartung.

Dass Minnesota abgeschossen wird, glaube ich dennoch nicht, denn wenn die Vikings erst einmal zurückliegen, ist die Offense zum Werfen gezwungen. QB Kirk Cousins spielt eine insgesamt starke Saison und hat ein sensationelles Receiver-Duo in Adam Thielen und Rookie Justin Jefferson zur Hand. Thielen ist die #19 nach Yards/Route-Run, Jefferson gar die #2! Die Vikings covern das, aber die Bucs gewinnen diesen Big-Playoff-Point.

Die Giants sind überschätzt

Psaier: New York Giants – Arizona Cardinals (Sonntag, 19:00 Uhr)

Die Giants bekommen nach vier NFL-Siegen in Folge und insbesondere nach dem überraschenden Auswärts-Coup in Seattle ziemlichen Hype und können heute – wer hätte das vor wenigen Wochen noch gedacht? – nach Record mit den Cardinals gleichziehen (Giants 5-7, Cards 6-6). Doch es gibt einigen Grund, skeptisch zu bleiben.

Da wäre zum einen die Art und Weise der Siege. Jeder Win in Seattle ist eindrucksvoll, doch die Seahawks legen in jedem Jahr ein oder zwei dieser Eier. Davor gab es einen knappen Sieg über Washington, einen 10-Punkte-Sieg über die unterirdischen Eagles und einen äußerst knappen Sieg über die Joe-Burrow-losen Cincinnati Bengals. Es wäre nicht so, dass New York die Liga in Schutt und Asche gespielt hätte.

Heute haben die Giants den Vorteil, zur Mittagszeit zuhause gegen ein Spiel aus der Zeitzone der Westküste zu spielen. Ihre Defense war zuletzt ganz passabel und in CB James Bradberry hat man einen Corner um WR Nuk Hopkins ein bisschen in die Schranken zu weisen.

Doch damit hat es sich schon mit den Vorteilen. Die Giants kommen selbst rüber von der Westküste. Und die Cards sind als Top-10 Team nach EPA/Play noch immer ein anderes Kaliber als drei der vier letzten Gegner.

Hopkins ist in den letzten Wochen seltsam eindimensional eingesetzt worden, wie man im verlinkten Tweet sehen kann. Dieses Einsatzgebiet kombiniert mit dem Fakt, dass Kyler Murray kaum mehr den Ball gelaufen hat (oder wegen seiner Schulter nicht konnte) und dass die Cardinals keinen vernünftigen zweiten Receiver mehr haben, hat die Offense eingebremst.

Kann Murray jetzt wieder einigermaßen laufen, muss die Giants-Defense auf der Hut bleiben. Das verändert den gesamten Gameplan. Und auch wenn die Giants wieder auf QB Daniel Jones zählen könnten, wird dieser limitiert in seiner Beweglichkeit sein. Arizona ist Blitz-freudig und kann Druck ausüben. Und auch wenn die nominell starken Cards-Cornerbacks heuer spielerisch etwas enttäuschen, müssen dann schon einige Big-Plays her um den insgesamten Nachteil zu kompensieren.

Arizona gewinnt das.

Bounceback für die Steelers

Psaier: Buffalo Bills – Pittsburgh Steelers (Sonntag/Montag 02:20 Uhr)

Das Spiel der Woche! Die 9-3 Bills und die 11-1 Steelers können jeweils mit einem Big-Win ihr NFL-Playoff-Ticket lösen, doch gerade für Pittsburgh geht es nach dem Verlust des „perfect record“ jetzt noch darum, den #1 Seed zu halten.

Die Wettmärkte sind unter der Woche krass in Richtung Buffalo gewandert und haben dafür gesorgt, dass Buffalo mittlerweile mit bis zu 2.5 Punkten favorisiert wird. Die Bills haben fünf ihrer letzten sechs Spiele gewonnen, ohne dass ihre Offense allzu herausragend gespielt hätte.

Buffalo hat die bessere Offense und den besseren in-Game Coaching-Staff. Doch es gibt ein paar kritische Matchups, die mich an Pittsburgh glauben lassen. Da wäre zum einen die extrem gute Steelers-Front, die #1 nach Passrush-Win-Rate. Buffalos Offense Line ist ganz passabel, aber QB Josh Allen hält mit 3.0 Sekunden am zweitlängsten den Ball und wird hier entweder ausgeblitzt oder aus seinem natürlichen Rhythmus gebracht. Wir haben allzu oft gesehen, was passiert, wenn Allens interne Uhr durcheinander kommt.

Auf der Gegenseite hat Buffalo als #2 nach Passrush-Win-Rate eine fast gleich gut, oft unterschätzte, Defensive Front. Ihr Problem ist allerdings, dass Steelers-QB Ben Roethlisberger den Ball mit 2.1 Sekunden so schnell wirft wie kein anderer QB. Dass der Passrush hier nennenswerten Impact haben wird, ist eher unwahrscheinlich.

Die Bills haben eine rein auf Pass-Defense ausgelegte Abwehr, doch hinter CB Tre’Devious White gibt es keine höherklassigen individuellen Cornerbacks. Pittsburghs Receiver-Corps ist um WR Juju Smith-Schuster, Chase Claypool, Deionte Johnson und James Washington dagegen exzellent und vor allem tief besetzt. In den letzten Wochen wurden diese Receiver heftig kritisiert für ihre vielen Drops (11 in den letzten zwei Spielen). Aber Drops sind eine volatile Statistik. Wichtiger in der NFL ist, sich offenzulaufen – und da waren diese Receiver noch immer stark.

Pittsburghs Offense ist fokussiert auf Zillionen Kurzpässe, die auch das dürftige Laufspiel ersetzen sollten, aber zwischendrin streut Roethlisberger immer wieder tiefe Pässe ein. Wenn die Receiver diese morgen fangen anstatt zu droppen, stehen die Sterne in dieser Partie mit einmal anders. Ich glaube an einen Bounceback der Steelers.

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